Weinanbau:Der gute Geist von Napa Valley

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Robert Mondavi, Pionier des kalifornischen Weinanbaus, wird 90 Jahre alt - mithilfe der Nasa sondierte er einst die Qualität der Reben.

Patricia Bröhm

(SZ vom 18.6. 2003) - Zum 80. Geburtstag schenkte ihm seine Frau zwei Lamas. Zum 85. bekam er zwei Emus.

Man darf gespannt sein, was er an diesem Mittwoch auf dem Gabentisch vorfindet.

Sicher ist jedenfalls, es wird keine gewöhnliche Party am Abend in Oakville im Napa Valley. Robert Mondavi, der große alte Mann der kalifornischen Weinszene, wird 90 Jahre alt.

Über tausend Gratulanten werden erwartet, 16 renommierte Küchenchefs kochen auf.

Alle wollen ihn feiern, denn wo immer man im Tal seinen Namen nennt, man erhält die gleiche Antwort: "Wir haben ihm viel zu verdanken."

In Amerika ebenso wie in der internationalen Weinwelt ist der Sohn italienischer Einwanderer so etwas wie eine lebende Legende.

Er vereint südländische Lebensfreude und typisch amerikanischen Sinn fürs Geschäft. Er hat den sensiblen Gaumen eines großen Önologen, die rhetorische Passion eines Wanderpredigers und den Innovationsdrang eines Pioniers.

Ausgestattet mit diesem persönlichen Kapital gründete er 1966 sein eigenes Weingut. Seine Maxime lautete: "Setze dir immer ein Ziel, das etwas höher liegt, als das, was du für erreichbar hältst." In seinem Fall hieß das: Er wollte der Welt beweisen, dass man im Napa Valley ebenso große Rotweine produzieren konnte wie im Bordelais.

In einem Atemzug mit Bordeaux-Weinen

Das Napa Valley, eine Stunde nördlich von San Francisco, war damals ein verschlafenes Tal, wo vor allem Obst angebaut wurde. Rund 250 Weingüter drängen sich heute in dem nur 50 Kilometer langen Tal, darunter viele große Namen.

Spitzenweine aus Napa Valley werden in einem Atemzug mit den großen Bordeaux genannt. Dass das so ist, hat viel mit Robert Mondavi zu tun. Er war maßgeblich daran beteiligt, den Boom der kalifornischen Weine in den 70er und 80er Jahren ins Rollen zu bringen.

Vertrauen in die Natur

Die typischen frühen kalifornischen Weine, meist buttrige, überwürzte Industrieprodukte, ließ er rasch hinter sich.

Er setzte kompromisslos auf Qualität und führte nach europäischem Vorbild hochwertige Vinifikationsmethoden ein, etwa den Ausbau in Barriques, kleinen französischen Eichenfässern.

Er vertraute auf naturnahe Anbaumethoden. Sogar mit der Nasa arbeitete er zusammen, um über Satellitenbilder Informationen über den Zustand seiner Reben zu erhalten.

Schon früh sah Mondavi auch über seinen Weinberg hinaus. Er war der erste, der verstanden hat, dass es nicht nur darum geht, dem Verbraucher eine Flasche Wein zu verkaufen.

Sondern auch ein Lebensgefühl. Er erfand "the world of Mondavi", eine ganze Markenwelt. Zu einer Zeit, als seine Kollegen im Burgund und Bordelais ihre Keller noch wie Hochsicherheitstrakte behandelten, öffnete er seine Winery für das breite Publikum.

Er organisierte Kellerführungen, Konzerte im Weinberg und Kochkurse mit berühmten Küchenchefs, die er aus Frankreich einfliegen ließ.

"Mit Vollgas voraus"

Früh suchte er die Partnerschaft mit anderen großen Namen der Weinwelt. Sein "Opus One", eine Ko-Produktion mit Chateau Mouton-Rothschild, wurde bei der Einführung 1984 noch milde belächelt.

Ein Kalifornier für 50 Dollar die Flasche, niemals! Heute ist es ein Kultwein. Mondavi investierte weiter, in Italien, Chile, Australien. Inzwischen steht sein Name für ein global tätiges, börsennotiertes Weinimperium.

"Mit Vollgas voraus und nie in den Rückspiegel schauen", das war immer sein Lebensmotto. Erst vor zehn Jahren war er bereit, die Führung des Unternehmens den beiden Söhnen Michael und Tim zu überlassen.

In einem Alter, wo andere längst den Rückzug in den Lehnstuhl vollzogen haben, ist er noch heute fast täglich im Weingut anzutreffen. Und wird nicht müde das zu tun, was er immer getan hat:

die Botschaft des kalifornischen Weins zu verkünden. Seine Erklärung für so viel unerschöpfliche Energie ist so einfach wie naheliegend: "Ein Glas Rotwein täglich."

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