Walpurgis in Berlin:Kein Krawall im Kiez

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In der Vergangenheit stand die Nacht auf den 1. Mai im Zeichen fliegender Pflastersteine und kaputter Fensterscheiben. Dieses Jahr meldete die Polizei neben ein paar Rangeleien nur "Kleinigkeiten" - was sich noch ändern könnte.

Am Sonntagabend waren die traditionellen Walpurgisfeiern am Vorabend des 1. Mai seit Jahren erstmals ohne größere Krawalle über die Bühne gegangen. 2000 Polizisten waren im Einsatz. Ein Polizeisprecher sagte in den frühen Morgenstunden, die Lust am Krawall sei zurückgegangen.

Punkt mit Irokesen-Frisur vor behelmten Polizisten (Foto: Foto: dpa)

Bis kurz nach Mitternacht wurden 35 Menschen festgenommen, unter anderem wegen Drogen- und Waffenbesitzes. Nur am Boxhagener Platz im Stadtteil Friedrichshain war es zu vorgerückter Stunde immer wieder zu kleineren Rangeleien und einzelnen Flaschenwürfen in der zum Teil stark angetrunkenen Feiergemeinde gekommen.

Nach den relativ friedlichen Feiern in der Walpurgisnacht sind die Chancen auf einen weitgehend gewaltfreien 1. Mai in Berlin gestiegen.

Für heute Nachmittag sind in Kreuzberg die traditionellen Demonstrationen linker Gruppen angemeldet. Linksradikale und autonome Gruppen planen zudem, das von den Anwohnern organisierte "Myfest" rund um den Marianneplatz zu stören. Mit dem Fest versuchen die Anwohner seit einigen Jahren, der jährlichen Verwüstung ihres Kiezes etwas entgegensetzten.

5500 Polizisten im Einsatz

Die Polizei will mit 5500 Polizisten im Einsatz sein, um Ausschreitungen zu verhindern. Das sind etwa 600 weniger als im Vorjahr. Es wird allerdings damit gerechnet, dass ein Teil der linken Szene nach Rostock und Leipzig reist, um gegen die dortigen Aufmärsche der rechtsextremen NPD zu demonstrieren.

Im vergangenen Jahr waren die Feiern zum 1. Mai in Kreuzberg nach Einschätzung der Polizei so friedlich wie seit den Anfängen 1987 nicht mehr. Politik spielt bei den Krawallen allerdings kaum noch eine Rolle.

Zur traditionellen Mai-Demonstration der Gewerkschaften werden am Vormittag tausende Teilnehmer vor dem Brandenburger Tor erwartet. Hauptredner ist dort ver.di-Chef Frank Bsirske.

Um der Gewalt in der Walpurgisnacht vorzubeugen, hatten Scheinwerfer mit Beginn der Dunkelheit den Boxhagener Platz und den Mauerpark auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Prenzlauer Berg und Wedding in helles Licht getaucht. An beiden Plätzen hatten sich jeweils etwa 800 Menschen versammelt.

Der Polizeipräsident ist zufrieden

Polizeipräsident Dieter Glietsch zeigte sich am späten Sonntagabend mit dem Verlauf der Walpurgisfeiern zufrieden. Bei einem Rundgang am Boxhagener Platz sagte Glietsch gegen 23 Uhr: "Bis jetzt sieht es völlig friedlich aus. Ich bin auch optimistisch, dass es heute Abend so bleibt." Bisher habe es nur "Kleinigkeiten" und einige wenige Festnahmen gegeben. Eine Polizeisprecherin hatte zuvor schon gesagt: "Die Situation ist überhaupt nicht zu vergleichen mit den Vorjahren."

Sowohl im Mauerpark als auch am Boxhagener Platz hatte es in der Vorjahren immer wieder Auseinandersetzungen zwischen meist jungen Leuten aus der linksextremen Szene und der Polizei gegeben. Flaschen und Steine flogen. Es gab mehrfach Verletzte. Die Gewalt war vor drei Jahren eskaliert, als am Mauerpark 175 Polizisten zum Teil durch Steinwürfe verletzt wurden.

Seit dem Regierungswechsel vor fünf Jahren setzt die Berliner Polizei auf ihr Konzept der "ausgestreckten Hand". Damit soll die Eskalation der Gewalt verhindert werden.

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