Walfang:Ende der Saison

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Japan ist ,,enttäuscht'' darüber, nur 508 Wale getötet zu haben. Ursprünglich sollten mehr als 800 Tiere in der Antarktis erlegt werden.

Lukas Fritsch

Japan hat seine Walfangflotte einen Monat früher als geplant aus der Antarktis zurückbeordert. Grund dafür sind die Schäden auf der Nisshin Maru.

Japanische Walfänger: Ursprünglich sollten 860 Wale in der Antarktis erlegt werden. (Foto: Foto: dpa)

Das Hauptschiff der sechs Schiffe starken japanischen Walfangflotte war am 15. Februar in Brand geraten und daraufhin zehn Tage lang manövrierunfähig in der antarktischen Ross-See getrieben. Inzwischen konnte die Besatzung das Schiff wieder in Bewegung setzen.

Allerdings, erklärte die japanische Fischereibehörde am Mittwoch in Tokio, seien Teile der Schiffsausrüstung so stark beschädigt, dass eine Reparatur auf See nicht möglich gewesen sei.

Obwohl das Schiff von umhertreibendem Packeis beschädigt zu werden drohte und die Gefahr bestand, dass durch auslaufendes Öl nahe gelegene Pinguinkolonien - darunter auch die größte der Erde - verseucht würden, hatte Japan ein Hilfsangebot des Greenpeace-Schiffes Esperanza strikt abgelehnt. Dies sogar, als außer der Umweltorganisation auch die neuseeländische Regierung gefordert hatte, das havarierte Schiff so schnell wie möglich aus der sensiblen Ökozone zu schleppen.

Unterwegs im Dienste der Wissenschaft

Neuseelands Ministerpräsidentin Helen Clarc betonte, dass eine Gefahr für das Ökosystem durchaus bestanden habe. Sie sprach von einer ,,katastrophalen Walfangsaison''. Japan müsse erkennen, dass eine Fortsetzung unter diesen Umständen seinem internationalen Ansehen schade.

Der Leiter der zuständigen Abteilung der Fischereibehörde zeigte sich am Mittwoch in Tokio hingegen ,,sehr enttäuscht'' darüber, dass Japan seine ,,Forschung'' zum ersten Mal seit 20 Jahren frühzeitig abbrechen muss. Ursprünglich sollten 860 Wale in der Antarktis erlegt werden. Durch den frühzeitigen Abbruch der Saison konnten jedoch lediglich 508 Tiere getötet werden. Insgesamt wurde für dieses Jahr eine Walfangquote von 945 Meeressäugern angestrebt.

Die Internationale Walfangkommission hat die Waljagd bereits seit 1986 verboten. Japan betreibt seine Fangaktivitäten offiziell aus ,,wissenschaftlichen Zwecken'' - nur dann erlauben die Gesetze den Walfang. Mit dem Abschuss der mehreren hundert Meeressäuger sollten demnach wichtige Forschungserkenntnisse über Bestand, Fressgewohnheiten und die Verteilung der Tiere in den Gewässern der Antarktis gewonnen werden. Erst kürzlich hat Japan die Fangzahlen für Zwergwale von bisher 440 auf nun 850 Tiere erhöht.

Die Flotte kehrt zurück

Die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht der japanischen Darstellung. Hier meint man, dass die benötigten Daten auch erhoben werden könnten, ohne die Wale zu töten. Nicht nur Umweltschützer, sondern auch Walfanggegner-Staaten wie die USA, Australien und Neuseeland werfen Japan vor, den kommerziellen Walfang wieder offiziell zulassen zu wollen. Die Wissenschaft diene dabei nur als Deckmantel zur Versorgung der heimischen Tiefkühltruhen.

Noch vor der nun bekanntgegebenen Entscheidung, die Walfangsaison zu beenden, hatte Karli Thomas, Greenpeace-Expeditionsleiterin an Bord der Esperanza das weitere Vorgehen ihrer Organisation beschrieben: ,,Wenn sie einfach nur aus den antarktischen Gewässern verschwinden, werden wir sie begleiten und ihnen unsere Unterstützung anbieten. Wenn sie aber wieder mit dem Walfang anfangen, so werden wir weiter friedliche Aktionen unternehmen, um ihre Jagd zu stoppen.''

Der Direktor des japanischen Walforschungsinstituts, Hiroshi Hatanaka, wies die Forderungen der neuseeländischen Premierministerin und der Umweltschützer zurück. Er kündigte an, die Walfangflotte werde im Dezember in die Antarktis zurückkehren. Zuvor werde die Nisshin Maru nach ihrer Reparatur zum Walfang in den Nordpazifik aufbrechen.

© SZ vom 01.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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