Waldbrände in Kalifornien:"Es brennt einfach alles"

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Mehr als 75.000 Menschen sind in den Waldbrandgebieten Kaliforniens auf der Flucht vor den Flammen, 18 Menschen fielen den Feuern bereits zum Opfer. Während die Helfer zunehmend ihre Hilflosigkeit einsehen müssen, keimt der Verdacht, dass etliche der Brände vorsätzlich gelegt wurden.

Die Behörden ordneten am Dienstag die Evakuierung von weiteren 35.000 Menschen im Bezirk San Bernardino sowie tausender Bewohner der Großstadt San Diego nahe der mexikanischen Grenze an. Das Rote Kreuz eröffnete Notunterkünfte für zehntausende Menschen. Die offizielle Opferzahl der Wald- und Buschbrände stieg auf 18 Tote; zwei der Opfer kamen in Mexiko ums Leben. Die Behörden von San Bernardino fahndeten nach zwei mutmaßlichen Brandstiftern.

Obwohl sich in San Diego am Dienstagabend (Ortszeit) zwei Waldbrände zu einem Superfeuer zu vereinen drohten, wurden Feuerwehrleute abgezogen. "Es brennt einfach alles", sagte Feuerwehrchef William Bagnell. Die Löschkräfte seien völlig erschöpft und kämen nicht mehr gegen die Feuersbrunst an.

Eine "große Schlacht"

Mehr als 11.000 Feuerwehrleute kämpften weiter gegen die gewaltigen Feuerwalzen an, die insgesamt bereits mehr als 217.000 Hektar verwüsteten und rund 2000 Gebäude zerstörten. 81 Hubschrauber und Löschflugzeuge waren im Einsatz.

Sinkende Temperaturen und nachlassende Windstärken nährten die Hoffnung, die Flammen unter Kontrolle bringen zu können. Die Brände seien aber noch so wild, "dass es weiterhin eine große Schlacht ist", sagte eine Sprecherin der Forstbehörde in San Bernardino.

Gesucht würden zwei weiße Männer, sagte Bobby Dean von der Bezirksverwaltung San Bernardino. Das Fernsehen zeigte ein Fahndungsfoto. Auch bei der Suche nach einem mutmaßlichen Augenzeugen baten die Behörden die Öffentlichkeit um Mithilfe.

Mindestens zwölf der Opfer starben in San Diego. Die meisten seien verbrannt, weil sie trotz Evakuierungsbefehlen ihre Häuser zu spät verlassen hätten, teilte die Polizei. Vier ältere Männer starben in San Bernardino. Zudem kamen den Angaben zufolge mindestens zwei Mexikaner ums Leben, als sich die Brände über die Grenze ausbreiteten. Mindestens sechs Feuerwehrmänner seien schwer verletzt worden. Die Zahl der Toten werde vermutlich weiter steigen.

Gouverneur Davis verhängt Ausnahmezustand

Die schwersten Waldbrände in Kalifornien seit mehr als einem Jahrzehnt verursachten Schäden von mindestens 15 Millionen Dollar (12,8 Millionen Euro), wie Feuerwehr, Polizei und Forstwirtschaft schätzten. Der scheidende kalifornische Gouverneur Gray Davis sagte, die Schadenssumme werde in den nächsten Tagen vermutlich fast zwei Milliarden Dollar erreichen. Davis verhängte zudem in einem fünften Bezirk, Riverside, den Ausnahmezustand.

Am stärksten betroffen waren den Angaben zufolge die südkalifornische Stadt San Diego und die Region um San Bernardino und Los Angeles. In San Diego verbrannten 120.000 Hektar Land und 545 Gebäude, in San Bernardino 80 Kilometer östlich von Los Angeles wurden 33.200 Hektar Wald zum Raum der Flammen.

Den Behörden zufolge stand das Schlimmste jedoch noch bevor. Die Gesundheitsbehörde warnte die Bewohner der betroffenen Gebiete vor der starken Rauchentwicklung. Die Belastung sei mindestens doppelt so hoch wie der landesweit erlaubte Wert, sagte der Sprecher des Lungenverbandes von San Diego.

Auch in der mexikanischen Stadt Tijuana mit 1,3 Millionen Einwohnern litten fast 30 Prozent der Bevölkerung wegen des starken Rauchs unter Atembeschwerden, wie Experten erklärten. Dort brannten 22 Häuser nieder, dicke Ascheschichten legten sich auf die Dächer der Stadt, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu San Diego liegt.

130.000 Wohnungen ohne Licht

Einige der insgesamt elf Brände beschädigten auch Stromleitungen. In mehr als 130.000 Wohnungen in Kalifornien sei deshalb das Licht und die Klimaanlage ausgefallen, teilte eine Behördensprecherin mit. Zehntausende Menschen konnten bis Dienstagmorgen aber wieder an die Stromversorgung angeschlossen werden.

Entspannung zeichnete sich derweil im Flugverkehr ab. Das Flugkontrollzentrum in San Diego wurde nach Angaben der Flugbehörde am Morgen (Ortszeit) wieder in Betrieb genommen. Wegen der Brände mussten zahlreiche Flüge in der Region gestrichen werden, weitere hatten beträchtliche Verspätung. Autobahnen und hunderte Schulen blieben jedoch geschlossen.

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