Wahlfrust-Blog:"Ich gehe hin, streiche aber alle durch"

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Zahlreich sind die Gründe nicht zur Wahl zu gehen. Von kurios bis nachvollziehbar.

Nichtwähler verschwanden bislang irgendwo in der grauen, namenlosen Masse der zwanzig Prozent derer, die sich im Schnitt nicht an der Bundestagswahl beteiligen. Trotz unzähliger Versuche war es dem gemeinen Meinungsforscher nicht möglich, das Phänomen Nichtwähler zufriedenstellend zu ergründen.

Gibt Nichtwählern eine Stimme: ich-gehe nicht-hin.de (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Faulheit? Dummheit? Urlaub? Betriebsausflug?

Oder ist es doch das vielfach beschworene Heer der Politikverdrossenen, das den Regierenden einen Denkzettel verpassen will?

Die Wahrheit ist wieder einmal deutlich differenzierter. Auf ich-gehe-nicht-hin.de, einem User-Blog des Politkportals politik-digital.de, hat der Nichtwähler jetzt die Möglichkeit, die Gründe für seine Nichtwahl zu nennen. Ziel der Seite sei es, "dass [die Nichtwähler] den Journalisten und Politikern etwas entgegensetzen können, die gerne darüber theoretisieren, warum Sie zu Hause geblieben sind." schreiben die Macher.

Während einige Beiträge durchaus witzig gemeint sind("wer seine Stimme abgibt, hat keine mehr! Die ist ja weg!"), ist die Mehrzahl der Kommentare doch Ausdruck einer massiven Frustration.

Die "abgehobenen Raffkes, die die Wünsche des Volkes gezielt ignorieren" wolle man nicht unterstützen, es bleibe nur die Wahl zwischen "Pest oder Cholera".

Ein User schreibt, dass er mit seiner Nichtwahl den "Politikern aktiv zeigen [wolle], dass ich mit keinem von Ihnen zufrieden bin." Einige Kommentatoren fordern jedoch dazu auf, zur Wahl zu gehen - jedoch bewusst eine ungültige Stimme abzugeben: "Ich gehe hin, streiche aber alle durch". Wenn dann der Prozentsatz der ungültigen Stimmen bei 30 Prozent liege, würden die Politiker wieder gezwungen eine bürgernahe Politik zu machen.

Mit der Taktik der ungültigen Stimmabgabe entgehe man auch den Begründungen der Politiker für die hohe Zahl der Nichtwähler: "Auf die Nichtwähler angesprochen haben Politiker doch immer eine Ausrede: das Wetter am Wahltag war halt so gut oder eben so schlecht"

Neben abstrusen Vorschlägen wie der Gründung einer "Internetpartei" (Zitat: "zu was brauchen wir Politiker, kostet nur Unsummen von Kohle"), dominieren also vor allem die Stimmen der Politikverdrossenen.

Manch einer hat schon resigniert und folgert: "Völker dieser Welt, relaxt! Ob Schwarz, ob Rot, ob Gold, wir werden in jedem Fall verarscht!"

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