Knapp vier Wochen nach der Flugzeugkatastrophe in Madrid haben die Ermittler schwere Vorwürfe gegen Spanair erhoben. Die Fluggesellschaft soll unter anderem Sicherheitsempfehlungen des Herstellers missachtet haben.
Die Expertenkommission zur Ermittlung der Unglücksursache bestätigte in einem ersten Zwischenbericht Vermutungen, dass die Auftriebshilfen an den Tragflächen der Unglücksmaschine beim Start nicht ausgefahren waren.
Die Landeklappen am hinteren Teil der Tragflächen, die dem Flugzeug beim Start Auftrieb geben sollen, waren nach dem Bericht beim Unglück nicht ausgefahren gewesen. Die Experten ließen offen, ob das auf einen Pilotenfehler oder auf einen technischen Defekt zurückging.
Normalerweise hätten eine elektronische Stimme und ein Summer die Piloten alarmieren müssen. Die Auswertung der Flugschreiber habe jedoch ergeben, dass das Alarmsystem nicht funktionierte, betonte die Kommission. Die Piloten hätten daher nicht gewusst, dass die Auftriebshilfen sich beim Start nicht in der korrekten Position befanden.
Zudem fanden die Ermittler heraus, dass Spanair in Bezug auf das Alarmsystem eine Empfehlung des Flugzeugherstellers McDonnell Douglas ignoriert haben soll. Demnach muss dieses System in Maschinen des Typs MD-82 vor jedem Start getestet werden, heißt es in dem Papier der Ermittler.
"Hätte Spanair sich an die Empfehlung gehalten, hätte das Unglück verhindert werden können", schreibt die Zeitung El País. Beim Absturz der Spanair-Maschine vom Typ MD-82 auf dem Madrider Flughafen waren am 20. August 154 Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden.
Die Expertenkommission habe die Luftfahrtbehörden in der Europäischen Union und den USA dringend darum gebeten, die bloße Empfehlung zu einer Vorschrift zu machen. Der Hersteller McDonnell Douglas hatte seine Empfehlung 1987 nach einem ähnlichen Unglück einer MD-82 in Detroit gegeben.
Spanair habe sie jedoch nicht in seine Handbücher aufgenommen, heißt es in dem Expertenbericht. Das Unternehmen habe das Alarmsystem nicht vor jedem Start, sondern nur jeweils zu Tagesbeginn und bei einem Pilotenwechsel testen lassen.
Die Experten stellten nach Angaben der Presse ferner fest, dass beim Start unmittelbar vor dem Unglück beide Triebwerke einwandfrei funktionierten. Es seien weder Vögel noch Gegenstände in die Triebwerke gelangt. Auch habe es kein Feuer gegeben, wie zwei Augenzeugen dies beobachtet haben wollen.