Vogelgrippe:EU schickt Forscher wegen Todesfällen in die Türkei

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In der Türkei sind zwei Geschwister an der Vogelgrippe gestorben. Ob es sich um die tödliche H5N1-Variante aus Asien handelt, gilt als wahrscheinlich, ist aber noch nicht endgültig geklärt. Experten der EU und WHO wollen der Türkei nun helfen, die genauen Umstände zu erforschen.

Erstmals sind außerhalb Südostasiens zwei Menschen an Vogelgrippe gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte, zwei Geschwister im Alter von 14 und 15 Jahren seien im Osten der Türkei höchstwahrscheinlich an dem H5N1-Virus gestorben.

Der 14-jährige Mehmet Ali Kocyigit ist am Montag an der Vogelgrippe gestorben. (Foto: Foto: AP)

Bei einer Schwester der beiden bestand ebenfalls Verdacht auf eine Vogelgrippe-Infektion. Darüber hinaus seien fünf Personen mit ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte der Chefarzt der Klinik in Van nahe der iranischen Grenze.

Der türkische Gesundheitsminister Recep Akdag erklärte, die Behörden erwarteten nicht, dass sich eine große Zahl von Menschen mit dem Virus infiziere.

Es bestehe aber ein großes Risiko für Menschen, die engen Kontakt zu Geflügel hätten.

Soldaten begannen in der Region mit der Keulung von Geflügelbeständen. Ein Arzt, der den 14jährigen Jungen und seine 15-jährige Schwester behandelte, sagte, die beiden hätten mit den Köpfen toter Hühner gespielt.

Sie hätten die Hühnerköpfe wie Bälle umhergeworfen, sagte Dr. Ahmet Faik Öner der Zeitung "Sabah". Das erkläre, warum die Eltern nicht an dem Virus erkrankt seien. Der 14-jährige Junge war bereits am Sonntag gestorben, das Gesundheitsministerium in Ankara bestätigte jedoch erst am Mittwochabend, dass er an Vogelgrippe erkrankt war.

Seine 15 Jahre alte Schwester starb am Donnerstagmorgen, wie Öner mitteilte. Der Zustand der elf Jahre alten Schwester der beiden sei kritisch.

WHO-Sprecher Guenael Rodier sagte, Tests in zwei türkischen Laboren hätten ergeben, dass der Jugendliche höchstwahrscheinlich dem H5N1-Virus erlag. Die Ergebnisse sollten noch durch Untersuchungen in Großbritannien bestätigt werden, sagte Rodier.

Die EU-Kommission entsandte nach Angaben von Sprecher Michael Mann einen Veterinärexperten in die Türkei, um ein mögliches Risiko für die Bevölkerung abzuklären. Die Jugendlichen seien mit einem Virus der H5-Gruppe infiziert gewesen, sagte Mann.

Weitere Testergebnisse sollten in den nächsten Tagen vorliegen. Die drei Geschwister hatten auf dem Bauernhof der Familie in Dogubeyazit nahe der iranischen Grenze mitgearbeitet und standen in engem Kontakt zu erkrankten Vögeln.

In Aralik hatten Behörden in der vergangenen Woche bestätigt, dass Geflügel mit einer Variante des H5-Virus infiziert war. Auch bei Vögeln in Russland, Rumänien und Kroatien wurde Vogelgrippe festgestellt. In Asien hat die Seuche bislang mehr als 70 Menschen das Leben gekostet.

Aus dem Robert-Koch-Institut in Berlin hieß es, nach dem Tod der beiden türkischen Jugendlichen bestehe kein Grund zur Panik. Es handele sich nach wie vor um eine Tierseuche und es gebe keine Hinweise darauf, dass das Virus nun von Mensch zu Mensch springen könne, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher.

Auch die Bundesregierung sieht keinen Grund, die bisherigen Vorsorgemaßnahmen auszuweiten. Forscher beobachten das H5N1-Virus mit besondere Sorge, da es äußerst aggressiv ist und sich schnell verändert. Es könnte im schlimmsten Fall so mutieren, dass sich auch Menschen untereinander anstecken.

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