Viva-Musikpreis:"Comet"-Regen über Köln

Lesezeit: 1 min

Die Bands Tokio Hotel und Silbermond räumten in Köln beim "Comet" ab. Unterm Gekreische des minderjährigen Publikums drohten Stars wie Herbert Grönemeyer unterzugehen.

Magdeburger Stachelfrisuren und Bautzener Ponyfransen prägten das Bild der diesjährigen Comet-Verleihung, der Preisgala des Musiksenders Viva. Unter mehrstündigem Kreischen des minderjährigen Publikums ging am Donnerstagabend in Köln ein wahrer Comet-Regen auf die beiden ostdeutschen Bands Tokio Hotel und Silbermond nieder.

Beide Gruppen nahmen je drei Preise mit nach Hause und behaupteten damit die Musik-Hoheit in Deutschlands Kinderzimmern. Tokio Hotel (1,5 Millionen verkaufte CDs) gewannen den "Super-Comet" sowie die Preise in den Kategorien beste Band und bestes Video ("Der letzte Tag").

Tränen von Sarah Connor

Silbermond wurden für den besten Song und den besten Download-Song (passenderweise für den Titel "Das Beste") wie auch für den besten Liveact ausgezeichnet. Die Gewinner wurden von den Zuschauern per Telefonabstimmung ermittelt.

Ein ums andere Mal erging die Aufforderung: "Vote per Telefon!" Den Comet für den besten Künstler bekam der deutsch-tunesische Rapper Bushido. Er bestätigte seinen Ruf als harter Junge, indem er einen Gratulationsanruf seiner Mutter abwürgte.

Tränen der Rührung vergoss die Delmenhorster Sängerin Sarah Connor bei der Entgegennahme des Preises für die beste Künstlerin. Nevio, eine "Deutschland-sucht-den-Superstar"-Entdeckung, wurde zum besten Newcomer ausgerufen.

Seine Freunde erfuhren bei der Gelegenheit: "Ich hab nicht mehr so viel Zeit für euch." Zwischen all den Spätgeborenen ein einziger Veteran: Herbert Grönemeyer. Eine der Moderatorinnen fügte nach seinem Auftritt sicherheitshalber hinzu: "Das war natürlich Herbert Grönemeyer."

Verschnupfter Grönemeyer

Warum sich dieser Erziehungsberechtigte - noch dazu stark erkältet - in den linksrheinischen Teenie-Tempel begeben hatte, blieb zunächst ein Rätsel. Bis er dann gegen Ende noch mal erschien und der Generation Klingelton eröffnete, dass alle paar Sekunden ein Kind an Unterernährung stirbt: "Das ist nicht lustig. Ich wünsch euch trotzdem 'nen schönen Abend."

Nicht Bravo-tauglich auch Jeanette Biedermann, Bild-Schlagerkönigin 1998, Grand-Prix-Vorentscheidungsteilnehmerin 1999, "Gute-Zeiten-schlechte-Zeiten"-Darstellerin bis 2004. "Ich hab mal im Lexikon unter 'Band' nachgeguckt", verkündete sie und las dann einen längeren Wikipedia-Eintrag vor. Das Publikum dankte es ihr nicht; am Ende war der Geräuschpegel in der Halle so hoch, dass sie flehte: "Liebe Leute, lasst meine Ohren heil!"

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: