Viele Verletzte und eine Tote:Zugunglück im Nordwesten Englands

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Die britische Eisenbahn ist seit ihrer Privatisierung in den 90er Jahren berüchtigt für Sicherheitsmängel. Jetzt ist ein Neigetechnik-Zug entgleist.

Bei dem Zugunglück sind mindestens ein Mensch getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Der Polizeichef der Grafschaft Cumbria sagte, bei dem Todesopfer handele es sich um eine ältere Frau.

22 Menschen seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, fünf von ihnen seien sehr schwer verletzt. Der Notdienst in Cumbria sprach von insgesamt 77 Verletzten.

Der Personenzug der Gesellschaft Virgin Trains entgleiste auf dem Weg von London nach Glasgow nahe dem Dorf Grayrigg. Alle neun Waggons sprangen aus den Gleisen und stürzten zum Teil eine Böschung hinab.

"Schwierige Rettungsaktion"

Zahlreiche Passagiere waren stundenlang in den Trümmern eingeschlossen. Erst kurz nach Mitternacht (Ortszeit) seien alle Passagiere aus den Unglückwagen gerettet gewesen, teilte die Polizei mit.

Hubschrauber der Streitkräfte sowie Polizei und Feuerwehr beteiligten sich an den Rettungsarbeiten. Bergungsteams suchten mit Polizeihunden nach Menschen, die mehrere Stunden lang in zerstörten Waggons eingeschlossen waren oder möglicherweise im Schockzustand im Dunkeln herumirrten.

Die Einsatzkräfte sprachen von einer "schwierigen Rettungsaktion". Der Zugang zur Unglücksstelle in dieser "sehr ländlichen" Gegend sei schwierig, sagte ein BBC- Reporter.

Nach Polizeiangaben befanden sich etwa 120 Menschen an Bord. Die Unfallursache war zunächst unklar. Der moderne Neigetechnikzug soll zum Zeitpunkt der Entgleisung gegen 20 Uhr (21 Uhr MEZ) eine Geschwindigkeit von etwa 150 Stundenkilometern gehabt haben. Die Pendolino-Züge können eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 200 Stundenkilometern erreichen

Unfallursache unklar

Polizeichef John Rush sagte, die Bahnstrecke werde möglicherweise fünf bis sechs Tage geschlossen bleiben. Augenzeugen berichteten, wie der Zug in einem entlegenen Gebiet der Grafschaft Westmorland zwischen Oxenholme und Tebay aus den Gleisen sprang.

Die Unfallursache war zunächst unklar. Unfallexperten hätten noch in der Nacht ihre Arbeit an der Unfallstelle aufgenommen, hieß es von Seiten der Polizei. Ein weiblicher Fahrgast sagte der BBC, kurz vor dem Unfall sei der Zug wie von starkem Wind durchgeschüttelt worden.

Eine BBC- Mitarbeiterin, die unter den Passagieren war, berichtete, sie habe zunächst einen Schlag wahrgenommen, dann habe der Zug angefangen "sehr dramatisch zu schaukeln". Es sei ihr so vorgekommen, als sei der Zug gegen etwas geprallt. Dann seien die Wagen "sehr, sehr schlimm von der einen auf die andere Seite geschlingert", sagte Caroline Thomson.

Das Unglück wirft erneut ein schlechtes Licht auf die zwischen 1994 und 1995 privatisierte britische Eisenbahn, die seit Jahren für Sicherheitsmängel und Versäumnisse bei der Wartung von Zügen und Schienennetz berüchtigt ist. Im September 1997 starben sieben Menschen und 150 weitere wurden verletzt, als zwei Züge in Southall im Osten von London zusammenstießen. Bei einer Kollision zweier Züge im Oktober 1999 beim Londoner Bahnhof Paddington wurden 31 Menschen getötet und 245 weitere verletzt.

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