Vertrackter Naturschutz:Wenn Steinadler Wildschweine jagen

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... geraten kalifornische Füchse in Gefahr. Und die Jagd der Menschen auf die Borstentiere könnte alles noch schlimmer machen.

(SZ vom 28.11.2003) - Den Füchsen auf den kalifornischen Kanal-Inseln geht es schlecht. Schuld daran sind die Steinadler, die seit ihrem Eintreffen auf den Inseln Anfang der 90er-Jahre Jagd auf den Insel-Graufuchs machen. Auf zwei der acht Inseln, die vor der Küste bei Los Angeles liegen, haben die Raubvögel bereits alle Füchse ausgerottet; auf einer weiteren stehen sie kurz davor.

Kein Wunder also, dass amerikanische Tierschützer Alarm schlagen. Doch das Projekt, die unter Naturschutz stehenden Adler umzusiedeln, hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Um den Zielkonflikt zu lösen, eine geschützte Art davon abzuhalten, eine bedrohte aufzufressen, sollen jetzt die Wildschweine gejagt werden, die das Problem ausgelöst haben.

Diese Tiere hatte der Mensch Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Inseln angesiedelt. Und nur ihretwegen sind die Adler hier eingewandert. Dort angekommen hatten die Vögel jedoch bald bemerkt, dass sich die Füchse ebenso als Beute eignen: Die Adler erlegen auch ausgewachsene Exemplare der katzengroßen Tiere, während sie bei den Schweinen nur die Frischlinge jagen.

Wildschweinjagd bedroht Füchse noch mehr

Weil die Füchse aber im Vergleich zu den Borstentieren weniger Junge zur Welt bringen, sind erstere vom Aussterben bedroht. Darum sollen die Schweine abgeschossen werden, damit die Adler verschwinden.

Doch das setzt die Füchse noch größerer Gefahr aus, warnen nach Computersimulationen Biologen der University of California in Davis (Science, Bd 302, S. 1532, 2003). Mangels Alternative würden sich die Adler umso intensiver den Füchsen widmen.

Wird die Schweinejagd wie geplant in den nächsten Monaten eröffnet, könnten den Berechnungen zufolge in sechs Jahren die Füchse verschwunden sein. Auch den geschützten Adlern müsse man deshalb "mit allen Mitteln", also auch mit der Flinte, zu Leibe rücken.

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