Verschwundene Nadine:Großvater entdeckt Kinderleiche

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Wende im Todesfall Nadine: Um die Unschuld seines Sohnes zu beweisen, hat ein 58-Jähriger ein Waldstück umgegraben - und wurde fündig.

Die Leiche der kleinen Nadine aus Gifhorn ist am Sonntag aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Waldstück bei Bad Gandersheim im Harz gefunden worden. Der Großvater von Nadine hatte mit zwei anderen Männern ein Waldstück umgegraben, in dem die Eltern die Kinderleiche nach einem Unfall vergraben haben wollen.

Im Beisein von Journalisten und der Polizei zeigte der 58 Jahre alte Großvater am Sonntag die sterblichen Überreste. "Mein Sohn ist unschuldig. Er hat die Wahrheit gesagt, die Leiche liegt genau dort, wo er es der Polizei gezeigt hat", sagte er.

Nadines Eltern waren Anfang Mai in einem Indizienprozess wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerer Misshandlung zu Haftstrafen verurteilt worden.

Die Leiche hätten sie bereits am Samstag entdeckt, sagte der Großvater. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Fund tatsächlich um eine Kinderleiche handelt. Aber erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung wird nach Polizeiangaben zweifelsfrei feststehen, ob es tatsächlich die sterblichen Überreste von Nadine sind.

Auch die Mutter von Nadine, die nach eigenen Angaben erst vor wenigen Tagen eine Tochter geboren hat, war am Sonntag dabei, als die Kinderleiche gezeigt wurde. "Ich bin in Tränen ausgebrochen, als ich sie sah", sagte sie. "Wir haben sie hierher gebracht, es ist unsere Tochter."

Jahrelanges Vertuschen

"Der Fund ändert zum jetzigen Zeitpunkt nichts am Stand der Untersuchungen", sagte Polizeisprecher Sven-Marco Claus. Danach war die im Oktober 2000 geborene Nadine bereits 2001 nach Misshandlungen ihres 32 Jahre alten Stiefvaters gestorben. Das Landgericht Hildesheim hatte ihn am 4. Mai zu acht Jahren Haft verurteilt. Die 30 Jahre alte Mutter, die der Gewalt nach Überzeugung des Gerichts tatenlos zusah, erhielt ein Jahr Haft auf Bewährung. Nach Überzeugung des Gerichts musste Nadine sterben, weil sie einem Seitensprung entstammte. "Nadine war das Aschenputtel der Familie", sagte der Vorsitzende Richter damals.

Das Ehepaar hatte dagegen stets angegeben, Nadine sei Anfang 2003 als Zweieinhalbjährige nach einem Sturz aus dem Hochbett gestorben. Aus Angst vor dem Jugendamt hätten sie das Mädchen heimlich im Harz begraben. In Detailfragen hatten sie sich allerdings widersprochen.

Jahrelang hatten sie Nadines Tod vertuscht. Erst durch eine bevorstehende Schuluntersuchung war der Druck offenbar so groß geworden, dass sich die Mutter einer Freundin anvertraute, die im November 2006 schließlich zur Polizei ging.

Der Großvater von Nadine sagte, er habe mit seinen Helfern unmittelbar nach der Verurteilung am 4. Mai begonnen, das Waldstück umzugraben. Auch die Polizei hatte seinerzeit dort nach der Leiche gesucht. Die Beamten glaubten jedoch nicht daran, dass das Kind in dem von Brombeerbüschen und Bäumen dicht bewachsenen Boden vergraben sein könnte.

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