Vermisste Vierjährige:Anklage gegen Madeleine-Ermittler erhoben

Die portugiesische Staatsanwaltschaft hat gegen einen Ermittler im Fall der verschwundenen Madeleine Anklage erhoben. Er soll Beweismittel unterschlagen haben.

Die Staatsanwaltschaft in Portugal hat gegen einen führenden Ermittler im Fall der verschwundenen Madeleine Anklage erhoben. Der Kriminalbeamte Gonçalo Amaral steht nach Medienberichten vom Montag im Verdacht, in einem früheren Fall, bei dem es ebenfalls um das Verschwinden eines Mädchens ging, Beweismittel unterschlagen zu haben.

Immer noch vermisst: Die vierjährige Madeleine. (Foto: Foto: afp)

Amaral hatte vor drei Jahren im Fall der neunjährigen Joana Cipriano ermittelt, die ebenso wie das britische Mädchen Madeleine in Südportugal spurlos verschwunden war. Joanas Mutter gestand damals, ihre Tochter ermordet zu haben. Angeblich wollte die Frau damit eine Liebesbeziehung mit ihrem Bruder verheimlichen, von der das Mädchen erfahren haben soll.

Die Mutter wurde zu 16 Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, obwohl die Leiche der Tochter nie gefunden wurde. Ihr Geständnis sollen die Beamte mit Gewalt erzwungen haben. Amaral wurde von der Anklagebehörde zur Last gelegt, Foltervorwürfe gegen vier Polizisten verschwiegen zu haben. Nach dem Gesetz wäre er verpflichtet gewesen, der Justiz sofort Meldung zu erstatten.

Die Beamten wiesen die Vorwürfe zurück und kündigten eine Gegenklage gegen die Staatsanwaltschaft an. Die Mutter von Joana will nun eine Wiederaufnahme ihres Prozesses erreichen. Sie erklärte, ihre Tochter nicht ermordet, sondern ins Ausland verkauft zu haben.

Die Eltern der entführten Madeleine sagten, sie seien "geschockt" von den Vorwürfen gegen den Ermittler. Sie wollten am Montag in Marokko die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche nach dem verschwundenen Mädchen bitten. Das Mädchen war vor mehr als einem Monat spurlos aus einer Ferienanlage an der Algarve-Küste in Südportugal verschwunden.

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