Vermisste Achtjährige:Kardelen ist offenbar tot

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Entsetzen in Paderborn: Das tote Mädchen, das die Polizei gefunden hat, ist sehr wahrscheinlich die kleine Kardelen. Seit Montag wurde die Schülerin vermisst.

Dirk Graalmann

Die seit Montag vermisste achtjährige Kardelen aus Paderborn ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot. Am Donnerstagmittag stieß ein Suchtrupp der Polizei in einem Waldstück am sauerländischen Möhnesee (Nordrhein-Westfalen) auf eine Mädchenleiche.

Die kleine Kardelen: Seit Montagnachmittag war das Mädchen verschwunden. (Foto: Foto: AP)

Ob es sich dabei um die achtjährige Grundschülerin aus Ostwestfalen handelt, die am Montagabend von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden war, wurde am frühen Donnerstagabend noch nicht offiziell bestätigt. "Es deutet aber leider alles darauf hin, das es sich bei dem Leichnam um die vermisste Kardelen handelt", sagte der Paderborner Polizeisprecher Martin Schulz der SZ.

Am Nachmittag wurde der Leichnam in Bielefeld von Gerichtsmedizinern der Universität Münster untersucht. Ein Ergebnis der Obduktion wurde noch für den späten Abend erwartet. Zu den näheren Umständen des Fundes wollte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Ebenfalls am Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft Paderborn auf einer Pressekonferenz erklären.

Offen blieb somit zunächst, ob der Leichnam erkennbare Spuren von Gewalteinwirkung aufwies. Dazu könne sie "definitiv nichts sagen", teilte Polizeisprecherin Irmgard Kurek auf SZ-Anfrage mit. Auch zum Verdacht auf einen möglichen sexuellen Missbrauch des Mädchens sei ihr nichts bekannt, sagte Kurek. Die 30-köpfige Sonderkommission "Kardelen" hatte unmittelbar nach dem grausigen Fund weitere Einsatzkräfte und Experten der Spurensicherung angefordert, die das weiträumig abgesperrte Gelände daraufhin auf verwertbare Spuren durchkämmen.

Die Polizei hatte ihre Suche am Mittwoch auf den rund 70 Kilometer von Paderborn entfernten Möhnese konzentriert, nachdem zwei Joggerinnen am Südufer des Sees, in unmittelbarer Nähe zum späteren Leichenfundort, Kleidungsstücke gefunden hatten, die "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" der Deutsch-Türkin gehörten. Dazu gehörte nach Aussage von Polizeisprecher Martin Schulz Oberbekleidung wie zum Beispiel eine auffällige, pinkfarbene Winterjacke sowie Unterwäsche.

Die Kleidung soll nun am Freitag im Düsseldorfer Landeskriminalamt auf DNS-Material und sonstige Spuren hin untersucht werden. Die Lage der Kleidung, die nahe einer Kreisstraße über mehrere Hundert Meter verstreut lag, lässt die Ermittler vermuten, dass die Stücke aus einem fahrenden Auto geworfen wurden. Zeugenaussagen zufolge lagen die Kleidungsstücke des Mädchens offenbar bereits seit Dienstagnachmittag am Möhnesee.

Noch keine heiße Spur

Seit Mittwoch hatte eine Hundertschaft der Polizei das Gelände mit Spürhunden und unter Einsatz von Hubschaubern und Wärmebildkameras abgesucht. Zudem befragten Beamte der 30-köpfigen "Soko Kardelen" mögliche Zeugen sowohl rund um den Möhnesee als auch in Paderborn. Insgesamt seien aus der Bevölkerung bisher "rund 130 Hinweise" eingegangen, sagte Polizeisprecher Martin Schulz. Doch sei "noch keine heiße Spur dabei."

In einem weiteren Schritt sollen nun über Plakate gezielt Pendler zwischen dem Sauerland und dem Raum Paderborn angesprochen werden, auch an den möglichen Fahrtrouten zwischen Paderborn und dem Möhnsee soll mit Großplakaten um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten werden. Bereits in den vergangenen zwei Tage waren mehr als tausend Suchplakate verteilt worden.

Die Eltern des kleinen Mädchens, die von der Polizei seit Montag psychologisch betreut werden, hatte ihre Tochter am späten Montag Abend als vermisst gemeldet. Die kleine Kardelen hatte sich an diesem Tag um 14 Uhr von ihren Eltern in der Wohnung in der Paderborner Südstadt verabschiedet, um noch eine Freundin zum gemeinsamen Spielen abzuholen.

Etwa eine halbe Stunde, gab eine Nachbarin bei der Polizei zu Protokoll, habe sie Kardelen noch gesehen. Es war das letzte Lebenszeichen des kleinen Mädchens. Anderen Aussagen zufolge soll das Mädchen noch bei ihrer Freundin geklingelt haben. Dass niemand die Tür öffnete, ist ihr möglicherweise zum Verhängnis geworden.

© SZ vom 16.01.2009/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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