Verheerender Unfall:Toter rast in Trauerzug

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Im bayerischen Jettingen-Scheppach ist ein Lieferwagen in eine Menschenmenge geschleudert. Zwei Frauen starben, mindestens 33 Beerdigungsgäste wurden verletzt. Die Polizei glaubt, der Unglücksfahrer war bereits tot.

Manfred Hummel

Nach einem tödlichen Herzinfarkt des Fahrers ist ein Paketauto in Jettingen-Scheppach (Landkreis Günzburg) in einen Trauerzug gerast. Dabei kamen am Donnerstagvormittag neben dem 60-jährigen Fahrer zwei Frauen ums Leben; 33 weitere Menschen erlitten zum Teil lebensgefährliche Kopf- und Wirbelverletzungen. Sechs Beerdigungsteilnehmer wurden leicht verletzt.

Unfallort (Foto: Karte: Huwendiek)

Nach dem Unglück spielten sich an der Unfallstelle chaotische Szenen ab. Zahlreiche Verletzte lagen auf der Straße und schrien um Hilfe. Der Bürgermeister der Marktgemeinde Jettingen-Scheppach, Hans Reichhart, war selbst im Trauerzug mitgegangen und hatte die Rettungskräfte alarmiert.

In kürzester Zeit trafen mehr als 30 Rettungsfahrzeuge, Feuerwehren aus der gesamten Region und das Technische Hilfswerk ein. "Es ist alles auf den Beinen, was wir zur Verfügung haben", sagte der BRK-Einsatzleiter Reinhold Attenhauser.

Auch zwölf Hubschrauber, darunter ein Großraumtransporter der Bundeswehr, waren im Einsatz. Sie flogen die Verletzten in Krankenhäuser nach Augsburg, Ulm sowie in die Münchner Uni-Klinik Großhadern, berichtete der Leiter der Polizeidirektion Krumbach, Walter Böhm.

Die Leichtverletzten wurden in umliegende Kliniken gefahren. Viele Opfer sollen bei dem Unglück schwere Kopf- und Wirbelverletzungen erlitten haben. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich in der engen Straße äußerst schwierig.

Die zahlreichen Schwerverletzten mussten erst stabilisiert werden, bevor sie zu den Hubschraubern transportiert werden konnten.

Die Leiche des 60-jährigen Unglücksfahrers wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft obduziert. Zur Klärung des Unfallhergangs wurde ein Sachverständiger eingeschaltet.

An dem Trauerzug auf der abschüssigen Straße hatten etwa 150 überwiegend ältere Menschen teilgenommen. Sie wollten eine 83-jährige Frau aus dem Ort zu Grabe tragen.

Der Zug kam von der Kirche und bewegte sich auf der rechten Fahrspur der Straße, als er von dem Transporter erfasst wurde.

Bürgermeister Reichhart berichtete, dass ein Mann neben ihm schwer verletzt worden sei.

Bergung von Verletzten am Unfallort (Foto: N/A)

Der Mesner habe sich durch einen Sprung zur Seite retten können. Wie es hieß, soll das Fahrzeug noch kurz gebremst haben, bevor es dann jedoch in die Menge raste.

Die äußerlich unverletzt gebliebenen Trauergäste wurden von Kriseninterventionskräften psychologisch betreut. Das BRK und der Malteser-Hilfsdienst hatten insgesamt 22 so genannte Kriseninterventionsteams an den Unfallort entsandt. Mehrere Teams bemühten sich im Altenheim des Ortes um die Trauergäste und weitere Augenzeugen.

Reichhart sprach von einem schweren Schicksalsschlag für seine Gemeinde. Er hoffe, dass die Zahl der Toten nicht weiter steigen werde. Seine ganze Anteilnahme gelte jetzt den Angehörigen der Opfer.

Es werde noch lange dauern, bis dieser Schock verarbeitet sei, sagte er. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber zeigte sich tief betroffen über den Unfall in Jettingen-Scheppach und sprach den Opfern und deren Angehörigen sein tief empfundenes Mitgefühl aus.

"Ganz Bayern schaut mit großer Bestürzung auf dieses tragische Unglück", sagte Stoiber nach Angaben der Staatskanzlei.

© SZ vom 10.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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