Verfolgungsjagd:Rüber, rauf und weg

Lesezeit: 1 min

(Foto: sz)

Zwei Stunden lang verfolgen mehr als 20 Streifenwagen und ein Helikopter ein Auto voller maskierter Männer über die Autobahn - erfolglos. Die Polizei muss aufgeben und gibt sich am Tag danach leicht angesäuert.

Von Johannes Böhme

Mehr als 20 Streifenwagen und ein Helikopter jagen ein Auto voller maskierter Männer quer durch den Westen des Landes, zwei Stunden lang, über acht Autobahnen. Und der Fahrer? Tankt erst mal. Aber der Reihe nach.

Am Anfang der Verfolgungsjagd steht ein recht schlichtes Verkehrsvergehen: In der Nacht zum Freitag um 1.15 Uhr fährt ein Audi falsch herum auf einen Zubringer in der Düsseldorfer Innenstadt. Einige Polizisten im Streifenwagen sehen das Manöver und fordern den Fahrer zum Anhalten auf. Im Auto sitzen laut Polizeibericht mehrere Männer, einige sollen Masken aufgesetzt haben. Doch anstatt abzubremsen, gibt der Fahrer Gas und fährt durch die Düsseldorfer Innenstadt, über eine Rheinbrücke - "sehr zügig", wie es am Freitag bei der Düsseldorfer Polizei hieß.

Als die Polizisten in dieser Nacht bemerken, dass die Flucht in Richtung Autobahn weitergeht, fordern sie Unterstützung durch einen Helikopter an. Die Flüchtenden rasen unterdessen auf die Autobahn 57, vorbei an Fußballplätzen, Autohäusern und Baumärkten.

Die genaue Strecke konnte die Polizei am Freitag nicht komplett klären. Die Fahrt sei so schnell gewesen, dass die Polizei immer wieder den Sichtkontakt verlor. Klar ist jedoch, dass die Flüchtigen zunächst Richtung Osten fahren, an Wuppertal vorbei und dann in den Norden, vorbei an Bochum. Nun beschließen sie offenbar, zurück in Richtung Düsseldorf zu fahren. Dabei sollen sie laut Polizei sogar Zeit für ein Tankpäuschen gefunden haben - die Männer halten unterwegs an und füllen Treibstoff aus einem Benzinkanister nach.

Kurze Zeit später fahren sie in Düsseldorf nur wenige Kilometer am Ausgangspunkt ihrer Flucht vorbei. Die Männer sind mittlerweile einmal im Kreis gefahren. Danach geht es weiter zur Grenze. Hinter der niederländischen Stadt Venlo verliert sich die Spur des Fluchtwagens endgültig. Auch der Helikopter kann das gesuchte Auto nicht mehr finden. Nach zwei Stunden und acht Autobahnen geben die Verfolger schließlich auf.

"Wenn es dunkel ist, dann ist es auch für einen Helikopter sehr schwer, Sichtkontakt beizubehalten", sagte eine angesäuert klingende Sprecherin der Polizei Düsseldorf am Freitag. Zu Schaden gekommen sei niemand, obwohl "die Geschwindigkeit sehr gefährlich war".

Inzwischen hätten Ermittlungen ergeben, dass das Nummernschild des Fluchtwagens im August in Rheinland-Pfalz geklaut wurde. Ob auch der Audi selbst gestohlen wurde, war am Freitagnachmittag allerdings noch unklar. Die Suche nach den rätselhaften Rasern ging unterdessen weiter; vermutlich etwas weniger rasant.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: