USA:Nur ein Überlebender nach Grubenunglück

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Erst sprachen sie von einem Wunder, doch für die Angehörigen der vermissten Bergleute verwandelte sich die Freude in Entsetzen. Die Meldung, alle zwölf Verschütteten hätten überlebt, beruhten auf einem Missverständnis.

Bei dem schweren Minenunglück in der amerikanischen Kohlegrube von Tallmansville (US-Bundesstaat West Virgina) ist doch nur ein Bergmann gerettet worden.

Mitglieder eines Rettungsteams verlassen die Sago Kohlebergwerk. (Foto: Foto: Reuters)

Drei Stunden, nachdem der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf Angehörige von zwölf Überlebenden berichtet hatte, sagte ein Mann dem Sender, er habe an dem privaten Treffen in der Kirche in West Virginia teilgenommen, bei dem ein Vertreter des Mineneigners International Coal Group (ICG) die Angehörigen der verunglückten Kumpel unterrichtet habe. Dabei sei die Rede nur von einem Überlebenden gewesen.

Ein Sprecher der Bergbaugesellschaft bestätigte die Angaben wenig später. Der Sender zeigte Aufnahmen von geschockten Familienmitgliedern, die kurz zuvor die traurige Nachricht erhalten hatten.

ICG-Geschäftsführer Ben Hatfield begründete die widersprüchlichen Angaben mit einem Missverständnis, das auf mitgehörten Telefongesprächen zwischen Rettungskräften und deren Zentrale beruhe.

Die Rettungskräfte hätten lediglich berichtet, dass zwölf Kumpel gefunden wurden, und geprüft, ob sie noch am Leben waren, sagte Hatfield auf einer Pressekonferenz. Der einzige Überlebende wurde nach Angaben eines Arztes im Krankenhaus behandelt.

Die Rettung der zwölf Vermissten wäre nach dem Grubenunglück einem Wunder gleichgekommen. Die Hoffnung für sie war drastisch gesunken, als bei Luftmessungen in den Stollen ein sehr hoher Kohlenmonoxidgehalt festgestellt wurde. Auch war ein dreizehnter Bergmann tot in einem unbeschädigten Förderwagen entdeckt worden.

In einer Kirche nahe des Kohlebergwerks Sago hatten sich hunderte Verwandte und Freunde der Vermissten versammelt und waren zunächst in Jubel und Freudentränen ausgebrochen, als Gouverneur Manchin nach mehr als 40 Stunden Bangen und Zittern von der Rettung berichtet hatte.

Als die neue Nachricht kam, brachen in der Kirche Tumulte aus.

Das Kohlebergwerk Sago 160 Kilometer nordöstlich von Charleston in West Virginia war am Montagabend bei einer vermutlich von einem Blitzschlag ausgelösten Explosion teilweise eingestürzt. Sechs Bergarbeiter hatten sich in Sicherheit bringen können.

In dem Bergwerk werden nach Angaben der Betreiberfirma ICG jährlich 800.000 Tonnen Kohle produziert. Bei einer Betriebsprüfung Ende vergangenen Jahres wurden 46 Sicherheitsmängel aufgedeckt.

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