USA:Berufungsgericht befasst sich noch einmal mit dem Fall Schiavo

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Neue Hoffnung für die Eltern der Komapatientin Terri Schiavo: Ein amerikanisches Bundesberufungsgericht befasst sich nun doch noch einmal mit ihrem Antrag, die Wiedereinsetzung der Magensonde anzuordnen. US-Bürgerrechtler Jesse Jackson macht sich für ein Gesetz stark, das Schiavos Leben retten könnte.

Das Berufungsgericht in Atlanta, Georgia will sich jetzt mit der Frage befassen, ob der Fall vor den Gerichten neu verhandelt werden sollte. Bislang war immer nur überprüft worden, ob die anderen Instanzen entsprechend den Gesetzen geurteilt haben.

Diese Entscheidung fiel am 12. Tag, an dem Schiavo ohne Ernährung ist.

Eine kleine aus drei Richtern bestehende Kammer des Bundesberufungsgericht in Atlanta hatte am vergangenen Wochenende einen entsprechenden Antrag der Eltern bereits abgelehnt. Nun wollten die Eltern vor der gesamten Kammer des Gerichts mit allen elf Richtern eine neue Eingabe machen, berichtete CNN.

Der prominente Bürgerrechtler Jesse Jackson forderte nach einem Treffen mit den Eltern vom Senat des US-Bundesstaates Florida, ein Gesetz zu verabschieden, mit dem Gouverneur Jeb Bush die künstliche Ernährung wieder anordnen könnte.

Der Senat Floridas hatte vor kurzem mit 21 zu 18 Stimmen gegen das Gesetz gestimmt, das dem Gouverneur das Recht gegeben hätte, sich über den Willen des Ehemannes hinwegzusetzen. Michael Schiavo hatte betont, dass seine Frau früher mehrfach gesagt habe, sie wolle in einem solchen Zustand der Hilflosigkeit nicht künstlich am Leben erhalten werden.

Er ist der gesetzliche Vertreter der Komapatientin, und auf seine Weisung hin ist deren künstliche Ernährung nach 15 Jahren und zahllosen Prozessen beendet worden.

"Unmoralisch und unnötig"

Bürgerrechtler Jackson hatte sich für die US-Öffentlichkeit überraschend auf die Seite zahlreicher religiöser und rechter Gruppen gestellt, die seit Wochen massiv gegen eine Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen agitieren und protestieren. Es sei "unmenschlich, unmoralisch und unnötig", Terri Schiavo verhungern und verdursten zu lassen, sagte Jackson, der selbst ein Geistlicher ist.

Ein Ersuchen Jacksons, die Sterbende besuchen und an ihrer Seite beten zu dürfen, wurde von Michael Schiavo abgelehnt.

Auf Wunsch ihres Ehemannes soll nach ihrem Tod eine Autopsie durchgeführt werden, um die Schwere ihres Gehirnschadens nachzuweisen, so Michael Schiavos Anwalt George Felos.

Mit der Autopsie will der Ehemann auch die Behauptung der Eltern widerlegen, ihre Tochter sei nicht so schwer hirngeschädigt wie es von ihm dargestellt werde. Auch zahlreiche unabhängige Gutachter hatten die schwere Schädigung bestätigt.

Anwalt Felos bestätigte, dass sich Schiavos Zustand weiter verschlechtert habe. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass sie körperliches "Unwohlsein" verspüre. Sie liege weiterhin "friedlich" und "ruhig" in ihrem Bett - umgeben von Blumen, mit sanfter Musik im Hintergrund und einem Stofftier im Arm.

Zuvor hatte der Vater der Patientin, Bob Schindler, erklärt, es gehe seiner Tochter immer schlechter. Aber sie habe ihren Lebenswillen noch nicht verloren. Sie "kämpfe wie verrückt" gegen das Sterben.

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