Ungewöhnlicher Protest:Gefangener klebt sich an seine Freundin

Lesezeit: 1 min

Um auf seine "schwierige Haftsituation" aufmerksam zu machen, brachte sich ein Deutscher in Spanien wortwörtlich in eine "schwierige Haftsituation": Während der Besuchszeit klebte er sich mit Spezialleim an seine Freundin.

Von Peter Burghardt

In sich verschlungene Liebespaare haben die Wächter des Gefängnisses von Valdemoro am Rande der spanischen Hauptstadt Madrid offenbar schon öfter erlebt. So stellten sie sich auf diesen naheliegenden Fall ein, als die intime Besuchszeit für den Häftling Uwe Dieter K. und seine Freundin Michaela N. abgelaufen war.

Protest statt Romantik: 48 Stunden dauerte der Eingriff im Krankenhaus, dann war das Paar getrennt. (Foto: Foto: dpa)

Sie fanden die beiden in ihrer Zelle dann allerdings doch ungewöhnlich heftig vereint: Die beiden Deutschen hatten sich an den Händen mit einem Klebstoff zusammengepappt, wie er sonst für Fahrzeugkarosserien verwendet wird.

Ab ins Krankenhaus

Er habe die Öffentlichkeit auf "meine Haftsituation" aufmerksam machen wollen, erläuterte der 39 Jahre alte K., der unter dem Vorwurf von Menschenhandel und Prostitution am 30. April nahe Cadiz festgenommen worden war. Das ist ihm im wahrsten Sinne des Wortes gelungen - und seine Aufpasser standen vor einem durchaus bizarren Problem.

Der Klebstoff hielt nämlich bombenfest. Bewacht von Polizisten wurden die Unzertrennlichen nach vergeblichen Versuchen im Gefängnis in ein Krankenhaus gebracht, wo sich Spezialisten am Freitag bemühten, sie irgendwie auseinander zu bekommen. Variante eins waren Lösemittel, die aber zu Verätzungen führen können.

48 Stunden später

Variante zwei war ein chirurgischer Eingriff als ginge es um Siamesische Zwillinge, die ihre Nähe nicht freiwillig gesucht haben. Der Eingriff in einem Madrider Krankenhaus dauerte nach Presseberichten vom Samstag 48 Stunden.

Das Auslieferungsverfahren dürfte davon weniger beeinflusst werden als von der Tatsache, dass Uwe Dieter K. in Spanien außerdem eines Mordversuches verdächtig ist und möglicherweise dort vor Gericht gestellt wird.

Die deutschen Behörden haben jedenfalls seine Überstellung beantragt, der mutmaßliche Zuhälter widersetzt sich dem aber, die Formalitäten können deshalb noch monatelang dauern. Bis dahin sollte die Operation Trennung gelungen sein. Andernfalls müssten Herr K. und Frau N. zusammenbleiben.

© SZ vom 7.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: