Umweltverschmutzung:Dreckschleudern im Internet

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Die Europäische Union stellt Emissionsdaten online: Ab sofort kann jeder Umweltinteressierte überprüfen, ob und wie sehr die Industrie in der gesamten Europäischen Union, aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft, Luft und Wasser verschmutzt.

Von Cornelia Bolesch

"Wissen ist Macht" - unter diesem Motto bieten die EU-Kommission in Brüssel und die Europäische Umweltagentur (EUA) in Kopenhagen den EU-Bürgern eine neue Informationsquelle an.

Wer verschmutzt das Wasser (Foto: Foto: dpa)

Ab sofort kann jeder Umweltinteressierte im Internet überprüfen, ob und wie sehr die Industrie in der gesamten Europäischen Union, aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft, Luft und Wasser verschmutzt.

Das neue Europäische Schadstoffregister Eper (European Pollutant Emission Register) sammelt detaillierte Informationen über insgesamt 9256 Industrieanlagen in den fünfzehn EU-Ländern und Norwegen. Schrittweise soll das Programm ausgebaut werden. Von 2006 an sollen dann auch alle relevanten Daten aus den neuen EU-Staaten in Mittel- und Osteuropa erfasst sein.

"Mit diesen Informationen können die Bürger Druck auf Politik und Industrie ausüben", hofft EU-Umweltkommissarin Margot Wallström. Etwa, wenn das Internet preisgibt, dass Industrieanlagen in anderen Teilen der EU umweltfreundlicher arbeiten als zu Hause.

Aber auch für die Firmen selbst, für kommunale Behörden und Wissenschaftler können die Daten von Nutzen sein. Unter der Internet-Adresse www.eper.cec.eu.int kann man die Emissionen bestimmter Anlagen nach Namen oder Standort suchen.

Jeder Interessierte kann sich einen Überblick verschaffen über das Ausmaß der Belastungen durch bestimmte Schadstoffe, oder er kann Schadstoffprofile für ausgewählte Regionen und Länder erstellen. Farbige Satellitenbilder unterstützen die Recherche. Gespeist wird das Register durch Daten aus den EU-Mitgliedstaaten. Diese müssen alle drei Jahre aktualisiert werden.

Während EU-Regierungen meist die "Wettbewerbsfähigkeit" der europäischen Industrie thematisieren, stellt Eper deren schmutzige Kehrseite zur Schau.

So zeigt das Schadstoffregister zum Beispiel, dass 3029 große Schweine- und Geflügelfarmen für 78 Prozent der Ammoniakemissionen in den EU-Ländern verantwortlich sind. Hohe lokale Konzentrationen von Ammoniak sind giftig und können die Vegetation beeinträchtigen. Das gefährliche Quecksilber wiederum wird zu 53 Prozent von der Chemieindustrie in Flüsse und Meere geleitet.

© SZ vom 25.2.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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