Überprüfung von ICE-3-Zügen:Bahn: keine Auffälligkeiten

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Die Überprüfung der ICE-3-Züge nach dem Unfall in Köln hat nach Angaben der Bahn keine Auffälligkeiten ergeben. Allerdings ergab eine neue Umfrage, dass nun noch ein Drittel der Deutschen vertraut dem ICE noch vertraut.

Die Untersuchung der 61 Züge sei am Wochenende abgeschlossen worden, erklärte ein Bahnsprecher am Sonntag. Die Züge stünden damit für den normalen Betrieb wieder zur Verfügung. Schon am vergangenen Mittwoch sei der Verkehr auf allen ICE-3-Strecken sichergestellt worden. Bei der Suche nach der Ursache für den Unfall schließen Experten dem Spiegel zufolge einen Materialfehler weitgehend aus.

ICE-3-Zügen: Laut Bahn keine Auffälligkeiten (Foto: Foto: AP)

Der Dresdner Professor Günter Löffler sagte dem Spiegel: "Alles spricht für eine äußere Beschädigung der Radsatzwelle, etwa durch lose Metallteile des Bahn-Unterbodens oder Gegenstände auf dem Gleis." Dies würde seines Erachtens nach auch erklären, warum Reisende schon vor dem Unfall auf der Strecke zwischen Frankfurt und Köln Geräusche gehört hätten. Die Welle selbst sei erst beim Anfahren des Zuges gebrochen, weil dabei die höchste Belastung auftrete.

Auch Ingenieure der Deutschen Bahn halten laut Spiegel diese Erklärung für wahrscheinlich. Bei den regelmäßigen Inspektionen sei bislang "keine Rissbildung" an der Achse festgestellt worden, heißt es demnach aus dem Unternehmen. Der Bahnsprecher sagte dazu, bisher gebe es keine belastbaren Ergebnisse. Die Untersuchungen mache die Bundesanstalt für Materialforschung.

Bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof vor anderthalb Wochen war der ICE 518 "Wolfsburg" auf der Fahrt von München nach Dortmund aus dem Gleis gesprungen. Bei dem Zwischenfall wurde niemand verletzt.

Der Unternehmenssprecher wies Vorwürfe zurück, wonach sich die Deutsche Bahn nach dem Unfall zunächst geweigert haben soll, alle baugleichen Züge der dritten ICE-Generation auf Mängel überprüfen zu lassen. Der Spiegel hatte unter Berufung auf Bahn-Insider berichtet, erst auf Intervention von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) habe die Bahn eingelenkt.

Erschüttertes Vertrauen

Allerdings hat der ICE nun ein erschüttertes Vertrauen: Laut einer Umfrage zufolge nur noch knapp ein Drittel (31 Prozent) der Deutschen volles Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Hochgeschwindigkeitszüge. Nach einer Vorabmeldung von "Focus" liegt der Anteil bei den Männern mit 37 Prozent deutlich höher als bei Frauen (26 Prozent). Vier Prozent der 1011 Befragten erklärten laut Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts polis/Usuma, sie vertrauten dem ICE überhaupt nicht mehr.

"Zur Unfallursache können wir noch nichts sagen", sagte der Sprecher. Die Untersuchungen dauerten an. Kornmann bestätigte einen Bericht der Zeitung Bild am Sonntag, wonach die Untersuchungsstelle des Bundesverkehrsministeriums den Fall inzwischen übernommen hat. Außerdem sei das Bundesamt für Materialforschung eingeschaltet worden. Auch die Staatsanwaltschaft Köln hatte Ermittlungen aufgenommen.

In mehr als 100 Sonderschichten rund um die Uhr seien die Züge seit Freitag vergangener Woche in Werken in München, Frankfurt am Main und Dortmund mit Ultraschall untersucht worden. "Durch den konzentrierten Einsatz aller verfügbaren technischen und personellen Kapazitäten gelang es, die untersuchten Fahrzeuge schnell wieder auf die Schiene zu bringen", erklärte der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, Karl-Friedrich Rausch. Die zusätzliche Überprüfung der ICE-3-Züge hatte zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr geführt. Er dankte den Kunden "für ihren verständnisvollen Umgang mit den Verkehrs- und Komforteinschränkungen der letzten Woche".

© AP/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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