Überforderte Mutter:Verhungertes Baby in Thüringen gefunden

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Polizisten haben in der Wohnung einer jungen Frau den Leichnam eines zehn Monate alten Jungen entdeckt. Seine zweijährige Schwester wurde in eine Klinik gebracht - sie ist unterernährt und dehydriert.

Das Mädchen sei ebenfalls stark vernachlässigt gewesen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Erfurt. Auch das Mädchen habe zuletzt zu wenig zu Trinken bekommen. Lebensgefahr bestehe jedoch nicht.

Die Polizei hatte die Wohnung im Auftrag des Jugendamts aufgebrochen. Es habe ein Gerichtsbeschluss vorgelegen, die Kleinkinder in Obhut zu nehmen. Nach einem Bericht der Thüringer Allgemeine hat die Polizei die 20-jährige Mutter festgenommen. Sie hatte sich bei einer Freundin aufgehalten.

Nachbarn sagten laut Thüringer Allgemeine, das Jugendamt sei bereits häufiger bei der Mutter gewesen. Sie hätten das Baby immer wieder schreien hören. Der jungen Frau sei bereits der Strom abgestellt worden, da sie ihre Rechnungen nicht bezahlt habe.

Haftantrag wird geprüft

Das Baby sei noch in der Nacht obduziert worden. Zu den Ergebnissen wollte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft zunächst nichts weiteres sagen, ebenso wie zu den Aussagen der 20-Jährigen. Ermittelt werde unter anderem wegen Totschlags. Ein möglicher Haftantrag werde geprüft. Am Vormittag wollen die Behörden auf einer Pressekonferenz in Erfurt weitere Informationen bekannt geben.

Nach Angaben der WGS Wohnungsgesellschaft Sömmerda lebte die Frau seit November 2004 mit ihrem Ehemann in einer Dreizimmerwohnung. Anfang August sei die Familie in eine Vierzimmerwohnung umgezogen. Nur einen Monat später sei der Mann ausgezogen.

Ein Sozialarbeiter der Gesellschaft habe die junge Frau unter anderem bei Behördengängen betreut. Über mögliche Hinweise auf die Lage der Kinder konnte eine Sprecherin der Gesellschaft zunächst nichts sagen.

Fall Kevin sorgte zuletzt für Entsetzen

Zuletzt hatte der Tod des kleinen Kevin in Bremen bundesweit für Entsetzen gesorgt. Im Oktober war die Leiche des Zweijährigen im Kühlschrank des Stiefvaters gefunden worden.

Das Kind hatte unter der Vormundschaft des Jugendamtes gestanden, lebte aber beim drogenabhängigen und vorbestraften Lebensgefährten seiner verstorbenen Mutter. Gegen den Stiefvater wurden anschließend Ermittlungen wegen Totschlagsverdachts aufgenommen.

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