Überfall auf Geldtransport:Räuber erschießen Wachmann

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Die Liste von Überfällen auf Geldtransporter in Berlin ist lang: Nun haben Räuber brutal einen 53-jährigen Wachmann getötet und sind mit der Beute auf der Flucht.

Bei einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Berlin-Reinickendorf ist am Montag ein 53-jähriger Wachmann vor einer Postfiliale erschossen worden.

Die von der Polizei gesicherte Schusswaffe, mit der der Wachmann getötet wurde. (Foto: Foto: dpa)

Einer der Täter erlitt nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutlich durch Schüsse Verletzungen. Er sei aber gemeinsam mit seinen Komplizen und der Beute entkommen.

Es müssen drei Täter gewesen sein

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, sagte, dass an dem Überfall entgegen vorheriger Annahmen nicht vier, sondern vermutlich drei Täter beteiligt gewesen seien.

Den Angaben zufolge erlag der Wachmann nach dem Schusswechsel an der Oranienburger Straße seinen Verletzungen.

Die Höhe der Beute wurde nicht mitgeteilt. Grunwald zufolge kam der Geldtransporter einer privaten Firma gegen 10.00 Uhr an der Postfiliale an.

Während der Fahrer im Wagen sitzen geblieben sei, sei sein 53-jähriger Kollege ausgestiegen und mit einem "Geldbehältnis" in der Hand auf das Gebäude zugegangen. Dort hätten bereits die Täter auf ihn gewartet und das Feuer eröffnet.

Verletzt noch zurückgeschossen

Trotz seiner Verletzungen habe der Wachmann noch zurückgeschossen und dabei vermutlich einen der Täter getroffen. Das Trio entriss dem Verletzten den Geldbehälter und flüchtete mit einem Auto über die nahe gelegene Roedernallee, wie Grunwald sagte. Der Fahrer habe mit dem Geldtransporter die Verfolgung aufgenommen und sei mit dem Fluchtauto kollidiert.

"Das konnte die Flucht aber nicht verhindern", sagte Grunwald. Der Fahrer sei schließlich mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht worden. Die Polizei leitete eine Großfahndung nach dem Fluchtauto und den Tätern ein. Der Wagen wird als dunkles Fahrzeug der A-Klasse beschrieben. Das Kennzeichen ist vermutlich "B-CW 7747".

Das Täterauto muss voll roter Farbe sein

Wegen des Zusammenstoßes mit dem Geldtransporter ist das Auto von außen beschädigt. Laut Grunwald sind im Innenraum wahrscheinlich rote Farbablagerungen durch das Platzen eines Farbbeutels, mit dem das Geld gesichert worden sei.

Die Polizei hatte nach Angaben eines Sprechers ein mehrere hundert Meter großes Gelände an der Oranienburger Straße abgesperrt. Beamte sicherten die Spuren und stellten unter anderem eine Schusswaffe sicher. Sie untersuchten zudem zerborstene Scheiben an geparkten Autos. Die Ermittlungen liegen nun bei der vierten Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes.

Täter entreißt Verletztem den Geldbehälter

Mitte August vergangenen Jahres war bei einem Überfall auf einen Geldtransporter im Berliner Stadtteil Hellersdorf ein 40 Jahre alter Wachmann vor einer Sparkassen-Filiale erschossen worden. Die Täter waren mit zwei Geldkassetten entkommen.

Drei Monate später wurde bei einem weiteren Überfall auf einen Geldtransporter einer der Täter in Friedrichshain erschossen. Die Täter hatten zuvor zwei Mitarbeiter einer Geldtransportfirma angegriffen.

Chronologie

In den vergangenen Jahren wurden in Berlin immer wieder Geldtransporter überfallen oder spektakuläre Überfallpläne vereitelt:

4. Juni 2007: Ein Spezialeinsatzkommando der Berliner Polizei vereitelt einen Überfall auf einen Geldtransporter in Hohenschönhausen. Die Beamten schlagen zu, als drei Männer auf den Geldtransporter warten. In einem Lager finden die Einsatzkräfte drei Splitterhandgranaten, drei Maschinenpistolen mit Magazinen und Munition sowie 310 Patronen verschiedener Kaliber. Gegen drei Brandenburger im Alter von 34, 37 und 56 Jahren wird Haftbefehl erlassen.

9. November 2006: Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter wird einer der Täter in Friedrichshain erschossen. Der zweite mutmaßliche Räuber kann zu Fuß fliehen. Die Täter hatten zuvor auf die zwei Mitarbeiter einer Geldtransportfirma geschossen, als diese eine Filiale der Berliner Sparkasse betreten wollten. Die Angegriffenen schossen zurück und trafen einen der Räuber.

11. August 2006: Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter im Stadtteil Hellersdorf wird ein 40 Jahre alter Wachmann vor einer Sparkassen-Filiale erschossen. Die drei Täter entkommen mit zwei Geldkassetten. Wenig später wird das gestohlene Fluchtfahrzeug ausgebrannt im brandenburgischen Altlandsberg gefunden. Die Täter sind noch nicht gefasst.

9. März 2006: In vermutlich letzter Minute vereitelt die Polizei einen Überfall auf einen Geldtransporter. Beamte nehmen drei Tatverdächtige im Alter von 35, 40 und 45 Jahren in Tempelhof und Schöneberg fest, die der Polizei bereits wegen anderer Banküberfälle und Rohheitsdelikten bekannt waren. Die Fahnder hatten die Männer seit Mitte Februar observiert und schlugen zu, als alles darauf hindeutete, dass es mit dem Überfall losgehen sollte.

31. Januar 2006: In einer spektakulären Aktion überfallen mehrere maskierte Männer in Adlershof einen Geldtransporter. Zuvor hatten sie mit ihrem Pkw den Transporter an einer Autobahnausfahrt gerammt, um ihn auszurauben. Als der Fahrer des Transporters jedoch sofort den Rückwärtsgang einlegt und das Auto der Täter rammt, fliehen die Männer ohne Beute.

30. August 2005: Beim Überfall auf einen Geldtransporter in Wedding werden am frühen Morgen drei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes durch Schüsse verletzt. Einer der Männer erleidet lebensgefährliche Kopf- und Bauchverletzungen. Die beiden maskierten Täter entkommen mit zwei Geldkoffern.

1. Juni 2005: Mehrere Männer greifen in der Nacht zwei Geldboten am Savignyplatz in Charlottenburg an. Die Räuber erbeuten rund 125.000 Euro. Als allerdings einer der Geldboten auf sie feuert, wird einer der Täter verletzt - bei seiner Verhaftung sechs Monate später steckt die Kugel noch immer im Bein.

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