Tsunami im Südpazifik:Welle der Zerstörung

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Mehrere Menschen hat die Flutwelle auf den Salomonen in den Tod gerissen, zahlreiche Häuser weggespült - und das ohnehin extrem arme Inselreich in noch größere Not gestürzt.

Ein bitterarmes Inselreich sind die Salomonen, da ist allein die Kommunikation schon eine Riesenhürde, geschweige denn eine koordinierte Rettungsaktion.

Nachdem der Tsunami am Montagmorgen herein gebrochen war, schickten die Behörden vor der Provinzhauptstadt Gizo ein Polizeipatrouillenboot auf das Meer hinaus, sagte Regierungssprecher George Herming der Nachrichtenagentur dpa.

"Da gibt es 500 Inseln, und jede Menge Fischerdörfer." Noch Stunden nach den Erdstößen seien die Wellen aber viel zu hoch gewesen, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. Das Schicksal der Menschen dort blieb zunächst völlig unklar. Jüngsten Angaben zufolge starben mindestens 15 Personen.

Riesige Wasserwand

In Gizo war der Schaden dagegen eher schon abzusehen. Der Fernsehsender ChannelNewsAsia zeigte erste Bilder aus einem Helikopter. Da waren Grundstücke mit völlig zerstörten Häusern zu sehen, neben anderen, die offenbar unbeschadet blieben.

"Das Krankenhaus musste evakuiert werden", berichtete der Reporter des lokalen Radios, Charles Stennett. "Die katholische Kirche wurde bis ins Fundament in zwei Teile gespalten."

Eine Australierin, die mit ihrem Mann in Gizo eine Tauchschule betreibt, berichtete von einer riesigen Wasserwand, die durch die Straßen gedrückt wurde. Dadurch sei einiges zerstört worden. "Die meisten Leute wollen nicht mehr in ihre Häuser zurück. Sie sitzen draußen und warten ab", sagte sie der australischen Nachrichtenagentur AAP.

Hinter den langen Sandstränden und Kokospalmen verbirgt sich ein extrem armes Land, das wenig vom Touristenkuchen abbekommt. 33 deutsche Besucher gab es nach der offiziellen Statistik in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres, von insgesamt 6000. "Es sind nicht viele Touristen hier", sagt der deutsche Honorarkonsul Gerald Stenzel, der eine Frachtfirma hat. "Die meisten kommen aus Australien, zum Tauchen."

In der Gegend von Gizo gibt es ein paar Hotels für Besucher. Hier lockt die tropische Unterwasserwelt, aber vor allem Abenteurer kommen her.

Das Küstengebiet ist ein Mekka für Leute, die nach gesunkenen Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg tauchen. Vor fünf Jahren wurde ein ganz berühmtes Stück geortet: Das US-Torpedo-Patrouillenboot PT-109. Es wurde 1943 von einem gewissen John F. Kennedy gesteuert.

Subtropisches Klima

Von einem japanischer Zerstörer getroffen sank es, und Kennedy rettete sich mit der Besatzung an Land. Das Inselchen wurde, nachdem er Präsident geworden war, in Kennedy Island umgetauft.

Für die etwa 500.000 Einwohner auf dem 1000-Insel-Archipel vulkanischen Ursprungs gibt es wenig, um sich aus bitterer Armut zu befreien. Den Fischfang natürlich, entlang der 5300 Kilometer langen Küsten. Es ist ein raues Terrain mit subtropischem Klima.

Nicht mal ein Prozent der 27.000 Quadratkilometer Landmasse eignen sich zum Ackerbau. Dafür gibt es Rohstoffe wie Gold, Kupfer und Bauxit. Doch seit Großbritannien das Territorium 1978 in die Unabhängigkeit entließ, kam es immer wieder zu Unruhen unter der melanesischen Bevölkerungsmehrheit und den kleinen Gruppen von Polynesiern und Mikronesiern. Australien, etwa 2500 Kilometer südwestlich gelegen, hat immer wieder Truppen geschickt, um die Ordnung wieder herzustellen, zuletzt im April 2006.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor Unruhen. Das Land habe nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Zerrüttung keine verlässliche Verwaltung. In Honiara seien auch schon Ausländer bedroht worden. Diebstähle und Überfälle seien ein Problem. "Besucher werden daher gebeten, besondere Vorsicht walten zu lassen", heißt es.

© Christiane Oelrich - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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