Trend-Make up im alten Rom:Elegante Blässe durch Krokodilkot

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Ob pulverisierte Reptil-Exkremente oder die Sechs-Tage-Antifaltenmaske schon im Altertum musste leiden, wer schön sein wollte. Und nicht nur das: Oft setzten die Damen der feinen Gesellschaft für das perfekte Make-Up ihr Leben aufs Spiel.

In einer Untersuchung zum Thema "Kosmetik im Altertum" hat die Bochumer Wissenschaftlerin Maren Saiko Originaltexte vom alten Ägypten bis zur christlichen Spätantike auf Hinweise zur Kunst der Verschönerung durchforstet.

Oft stieß sie dabei auf eigenwillige Schönheitstipps: Mit getrocknetem Krokodilkot zauberten sich elegante Damen im antiken Rom gern eine noble Blässe ins Gesicht. Die pulverisierten Reptil-Exkremente, die in trockenem Zustand eine weiße Farbe annehmen, galten dabei auch als Garant für frische rote Apfelbäckchen. Das im Tierkot enthaltene Ammoniak reizte die Haut und sorgte für eine dezente Rötung unter der ansonsten hellen Make up-Paste.

Auch wenn heutzutage kein Spa der Welt eine Abnehmerin für seine Tierkot-Anwendung finden dürfte, seien die Schönheitstipps der Antike "erstaunlich aktuell", meint Saiko.

Als besonders fortschrittlich erwies sich dabei die ägyptische Schmink- und Schönheitskunst. Eine überlieferte Anti-Faltenmaske aus einem Milchmix mit Weihrauch, Wachs, frischem Olivenöl und Zyperngras könnte auch heute noch in den Regalen von Naturkostläden liegen. Gewöhnungsbedürftig ist dagegen die Gebrauchsanweisung: Die Paste sollte sechs Tage auf dem Gesicht bleiben.

Besonders exklusive und geheimnisumwitterte Zutaten und Zubereitungen waren schon damals Kennzeichen wohlhabender Kundinnen. Statt des allgegenwärtigen Olivenöls sollte Öl aus Narzissen oder aus der seltenen orientalischen Behen-Nuss in manchen Rezepten für den besonderen Unterschied sorgen.

Schön bis in den Tod

Die ägyptische Königin Kleopatra soll bei ihren Schminktipps auch auf die Wirkung zerstampfter Mücken gesetzt haben. "Eine von nachfolgenden Autoren gern zitierte Kosmetik-Fibel, die die Königin eigenhändig verfasst haben soll, ist im Original leider verloren gegangen", erläuterte die Forscherin.

Auch die Berichte über eine Herde von Eselinnen, die Kleopatra bei ihren Reisen als Lieferanten für das berühmte Bad in Eselsmilch mit sich geführt haben soll, gehören wohl eher in den Bereich der Legende.

Einen für viele Frauen der damaligen Zeit sogar gefährlichen Trend erfanden die Griechen: Sie verwendeten Bleiweiß zur Grundierung des Gesichts. Eingeatmet konnten die Partikel der hochgiftigen Schminke zu einer tödlichen Vergiftung führen. "Viele ungeklärte Todesfälle aus früheren Zeiten sind vermutlich auf eine solche Vergiftung zurückzuführen", sagt Saiko. Trotzdem sei die weiße Paste für viele Jahrhunderte die beliebteste Schminke überhaupt gewesen.

© Uta Knapp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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