Fünf Tage nach dem Feuer in einer Behindertenwerkstatt im Schwarzwald haben Hunderte Menschen in Titisee-Neustadt in einer Trauerfeier der Toten gedacht. An dem ökumenischen Gottensdienst im katholischen Münster St. Jakobus nahm auch Bundespräsident Joachim Gauck teil. Er traf sich im Anschluss der offiziellen Feier mit Angehörigen der Opfer.
Landesweit wehen in Baden-Württemberg die Fahnen auf Halbmast. Bei klirrender Kälte waren schon lange vor Beginn des Gottesdienstes Trauernde aus allen Richtungen zum Münster gekommen. "Wir können nicht so recht fassen, was sich da in den Räumen der Caritas-Werkstätte abspielte. Wir können nicht begreifen, was geschehen ist", sagte Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch in seiner Predigt.
"Wir sind alle im Schockzustand. Der Schmerz und die Trauer vereinen uns", sagte der katholische Pfarrer Johannes Herrmann. Zollitsch leitete gemeinsam mit Badens evangelischem Landesbischof Ulrich Fischer den Gottesdienst. "Wir spüren schmerzlich eine tiefe Trostlosigkeit im Herzen. Sorgen quälen uns", sagte Fischer.
"Wir werden sie in ihrer Trauer und ihrem Schmerz nicht alleine lassen"
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Hinterbliebenen des Feuerdramas weitere Unterstützung zugesichert. "Wir dürfen und werden Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, nicht alleine lassen", sagte Kretschmann beim Trauergottesdienst. "Wir werden sie in ihrer Trauer und ihrem Schmerz nicht alleine lassen", fügte der Ministerpräsident hinzu. Dies gelte für die behinderten Menschen und ihre Betreuer, für Angehörige und die Rettungskräfte. Ganz Deutschland trauere mit ihnen und werde weiter solidarisch sein.
"Begreifen können wir das alles nicht", sagte Kretschmann. "Aber wir können hoffen, glauben, beten und einander beistehen." Auch Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) nahmen an der Trauerfeier teil.
Bundespräsident Gauck als stiller Zuhörer und Begleiter
Der Bundespräsident hielt während der öffentlichen Trauerfeier keine Rede. Er sah sich als stiller Zuhörer und Begleiter. Nach dem Gottesdienst sprach er zu Hinterbliebenen und Angehörigen und spendete persönlich Trost. "Es ist ein schwerer Weg, den wir zu beschreiten haben. Wir sollten ihn gemeinsam gehen", sagte Gauck. Er spüre eine große Solidarität und einen Zusammenhalt. Als Staatsoberhaupt sei er dankbar dafür. Er empfinde dies als Segen und als Stärke. "Es ist eine Kraft, die uns in der Trauer trägt."
Zudem betonte Gauck die Bedeutung von Behinderteneinrichtungen. Sie seien ein wichtiges Netzwerk für bedürfte Menschen und ein Signal für die Gesellschaft. "Jeder von uns sollte sich fragen, wie er die Welt bewohnbarer und schöner machen kann."
Bei dem Feuer waren am Montag 14 Menschen gestorben, 13 behinderte Mitarbeiter sowie eine Betreuerin. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Eine Gasverpuffung hatte den Brand ausgelöst.