Transrapid-Unglück:Funkverkehr bestätigt menschliches Versagen

Der Unfall der Magnetschwebebahn mit 23 Toten im Emsland ist auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Schuld gibt die Staatsanwaltschaft nicht nur den Mitarbeitern des Leitstandes.

Auch der Zugführer, der bei dem Unglück ums Leben gekommen ist, trage Verantwortung, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Lingen mit. Der habe die Fahrt nämlich manuell gestartet - obwohl er den Servicewagen hätte sehen müssen, hieß es.

Nach Zeugenaussagen war der erfahrene Angestellte auf dem vorderen Fahrstand und hatte freie Sicht auf die Strecke. Warum er das große Fahrzeug nicht gesehen habe, sei nicht mehr zu ermitteln.

Gegen die beiden Mitarbeiter im Leitstand der Anlage wird nun wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung ermittelt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer.

Sonderfahrzeug vergessen

Ihre Schuld ergebe sich aus dem inzwischen ausgewerteten Funkverkehr zwischen der Leitstelle, dem Transrapid und dem Sonderfahrzeug, mit dem der Zug am 22. September zusammengestoßen war. Die beiden Beschuldigten konnten immer noch nicht vernommen werden, sie erlitten bei dem Unfall einen Schock.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist auf den Tonbändern des Funkverkehrs zu hören, wie der Servicewagen anweisungsgemäß zum späteren Unfallort fuhr und dort auf weitere Anweisungen wartete. Das habe der Leitstand etwa 20 bis 25 Minuten vor dem Unfall an den Transrapid gemeldet.

Dann habe der Leitstand die Anweisung zum Losfahren an den Transrapid gegeben. Nach dem Aufprall sei die Frage zu hören: "Was ist passiert?" Darauf sei aus dem Leitstand geantwortet worden: "Es ist vergessen worden, das Sonderfahrzeug von der Strecke wegzurangieren."

Von den zehn Verletzten, die das Unglück auf der Transrapid-Teststrecke überlebt haben, wurden inzwischen neun aus dem Krankenhaus entlassen.

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