Transplantation geglückt:Die Frau mit den zwei neuen Händen

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28 Jahre musste eine Columbianerin ohne Hände leben. Dann waren ihr die Gliedmaßen einer verstorbenen Frau angenäht worden - mit Erfolg.

Alba Lucía Cardona strahlt, während sie in einer Schüssel ein Ei schlägt. Für die meisten wäre dies nichts Besonderes, doch für die 48-Jährige ist es ein Riesenerfolg. Denn erst seit eineinhalb Jahren hat sie wieder Hände. Bei einer Explosion während eines Experiments im Chemielabor ihrer Berufsschule in Kolumbien hatte Alba die beiden Gliedmaßen verloren. Damals war sie gerade erst 19 Jahre alt.

Wenn sie eine Bluse trägt, ahnt es niemand: Alba Lucía Cardonas Hände gehörten einer anderen Frau. (Foto: Foto: dpa)

Am 30. November 2006, 28 Jahre später, waren ihr in einem Krankenhaus ihrer neuen Heimat Spanien als erster Frau weltweit in einer Doppeltransplantation zwei neue Hände angenäht worden. Nun hat sie die erste Phase der Rehabilitation beendet und kann das Ergebnis präsentieren.

"Besonders stolz bin ich darauf, dass ich wieder mit Besteck essen kann", schilderte Alba Reportern ihre Fortschritte. "Aber ich kann auch mit der Schere schneiden, mich waschen, frisieren und einen Knopf annähen" - "und mir endlich wieder die Fingernägel lackieren", fügte sie kokettierend hinzu. An ihrer rechten Hand trägt sie einen Ring - auch dies ein Zeichen zurückgewonnener Normalität, nachdem sie ihr halbes Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen war.

"Sie ist nun in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen", erklärt ihr Chirurg Pedro Cavadas. Zu 90 bis 95 Prozent habe sie Gefühl in den Fingern. "Keine Prothese kann das leisten."

Cavadas hatte den schwierigen Eingriff im Krankenhaus La Fe in Valencia geleitet. Sieben Ärzte und sieben Krankenschwestern waren an der zehnstündigen Operation beteiligt. Die Hände stammten von einer jüngeren Frau, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war und deren Hautfarbe und Größe zu Alba passten. Der Mediziner lobte in diesem Zusammenhang noch einmal das spanische Organspende-System, das als weltweit führend gilt.

"Zuerst wurden die Teile zurechtgeschnitten. Die Knochen wurden mit Scheiben und Schrauben fixiert. Die Arterien, Venen und Nerven wurden dann verknüpft als handele es sich um elektrische Kabel", hatte Cavadas den Pionier-Eingriff damals beschrieben.

Damit ihr Körper die Gliedmaßen nicht abstößt, wird Alba ein Leben lang Medikamente nehmen müssen. Natürlich habe sie gelitten, erzählt sie. Schon wegen der starken Schmerzen. "Aber ich würde es jederzeit noch einmal tun. Ich bereue nichts."

Die größte Herausforderung liege zudem noch vor ihr. Während der Rehabilitation hatte ihr das Krankenhaus eine Wohnung zur Verfügung gestellt und sie finanziell unterstützt. Damit ist es nun vorbei. "Das Schwierigste wird nun sein, einen Job zu finden", sagt sie. "Aber heute habe ich das Gefühl, nichts ist unmöglich."

© Jörg Vogelsänger,dpa/vs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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