"Time"-Magazin:Persönlichkeit des Jahres: Der "US-Soldat"

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Für das US-Nachrichtenmagazin Time ist der amerikanische Soldat die Person des Jahres. Dieser trage die Last, mit den schicksalträchtigen Entscheidungen des Landes leben und sterben zu müssen, hieß es zur Begründung.

Die am Montag erscheinende Zeitschrift ehrt damit alle Soldaten der USA für ihre "außergewöhnlichen Fähigkeiten und ihre geleisteten Dienste", wie die Chefredakteurin Nancy Gibbs erklärte.

Sie lobte die Kämpfer "für die Entscheidungen, die jeder von ihnen getroffen hat und treffen wird, für die Schwierigkeit, nicht nur unsere Freiheiten zu verteidigen, sondern auch diejenigen, die auf der anderen Seite der Welt gerade erst aufkommen". All dies mache "den US-Soldaten" zur Persönlichkeit des Jahres. Besonders erwähnt Time die aus irakischer Gefangenschaft befreite Soldatin Jessica Lynch.

Redaktionsleiter Jim Kelly erklärte, zwar sei der Irak-Krieg von US-Präsident George W. Bush beschlossen und die Strategie von Pentagon-Chef Donald Rumsfeld erarbeitet worden. "Aber die Aufgabe, die Entscheidung umzusetzen, lastete auf den Schultern von Männern und Frauen der US-Armee." Rumsfeld selbst schlug dem Magazin laut Gibbs vor, den US-Soldaten unter der Bezeichnung "US-Freiwilliger" zur Persönlichkeit des Jahres zu wählen.

Ehrung des namenlosen Soldaten

Die Redakteure der Zeitschrift entschieden sich in ihrer alljährlich Wahl der "Person des Jahres" für einen namenlosen Soldaten, der stellvertretend für die 1,4 Millionen Männer und Frauen der US-Streitkräfte stehen soll, die vor neun Monaten den Krieg in Irak anführten und vor einer Woche den gestürzten Staatschef Saddam Hussein festnahmen.

Time hatte schon einmal, 1950 mit Beginn des Koreakriegs, den US-Soldaten auf sein Titelblatt gehoben. Damals hieß es, dies sei keine Rolle, die sich der Amerikaner ausgesucht habe, weder als Einzelperson noch als Nation. Der kämpfende US-Amerikaner sei nicht der Kreuzritter der Zivilisation, sondern der Wehrpflichtige des Schicksals.

Im vergangenen Jahr wählte Time Personen aus, die verdeckte Wahrheiten ans Licht brachten: die FBI-Mitarbeiterin Coleen Rowley, die Versäumnisse der Behörde aufgedeckt hatte, sowie Cynthia Cooper und Sherron Watkins, die die Finanzskandale um die Konzerne Enron und WorldCom öffentlich gemacht hatten.

Neben den Soldaten spielten nach Auffassung von Time in diesem Jahr auch der britische Premierminister Tony Blair und der US-Zivilverwalter in Irak, Paul Bremer, eine wichtige Rolle. Für wichtig erachtet werden unter anderen auch der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il, der zum Gouverneur von Kalifornien gewählte Schauspieler Arnold Schwarzenegger, der Architekt Frank Gehry und die Macher von Google, der weltweit erfolgreichsten Internet-Suchmaschine.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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