Tiflis:Zootiere in der Flut

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Erst kam der Fluss, dann das Flusspferd: Nach einer Überschwemmung sind in Tiflis Zootiere ausgebrochen.

Von Julian Hans, Moskau

Nach dem schweren Unwetter in Georgien, bei dem am Wochenende 16 Menschen ums Leben kamen, muss auch der Zoo der Hauptstadt Tiflis eine traurige Bilanz ziehen. Nach dem Rückgang des katastrophalen Hochwassers, das Teile der Millionenstadt überflutet hatte, fanden Mitarbeiter des Tierparks fast alle Raubtiere tot vor. In Tiflis sorgte die Nachricht allerdings auch für Erleichterung. Schließlich waren Bären, Tiger, ein Flusspferd und ein Krokodil durch die Stadt mit 1,1 Millionen Einwohnern geirrt. Nach heftigen Regenfällen war in der Nacht zum Sonntag ein Fluss über die Ufer getreten. Viele Zoo-Gehege hielten dem Druck des Wassers nicht stand.

Drei Mitarbeiter des Zoos starben in den Fluten.

Während die Feuerwehr Menschen rettete, die in ihren Wohnungen vom Wasser überrascht worden waren, machten Polizei und Mitarbeiter des Zoos Jagd auf die freilaufenden Wildtiere. Einige musste die Polizei erschießen, andere wurden in den Hügeln rund um die Stadt gesichtet. Das Flusspferd wurde mit einem Betäubungsgewehr ruhig gestellt. Mindestens sechs Raubtiere kamen um. Drei Löwen, zwei Wölfe und ein Tiger seien nach dem Rückzug des Hochwassers tot aufgefunden worden, teilte die leitende Tierärztin des Zoos, Iwane Daraselija, am Dienstag mit. Ein junger weißer Löwe, der zu den beliebtesten Tieren des Zoos gehört hatte, wurde offenbar gewaltsam getötet. Das Tier wurde mit einem Kopfschuss tot aufgefunden.

Heftiger Regen und starker Wind hatten einen kleinen Fluss, der sich durch Tiflis schlängelt, in einen reißenden Strom verwandelt. Durch einen Erdrutsch wurde Wasser angestaut, das sich dann seinen Weg bahnte. Die Häuser von rund 40 Familien wurden zerstört.

Viele Freiwillige helfen seit dem Wochenende, das überschwemmte Gebiet von Schlamm und angeschwemmten Ästen zu säubern. Finanzminister Nodar Chaduri schätzte die Kosten für den Wiederaufbau auf mehr als 18 Millionen Euro. Der Staat mit 4,5 Millionen Einwohnern im Südkaukasus hielt am Montag einen Trauertag ab.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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