Temperatur-Rekord:21,9 Grad - im November

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Statt Schnee, Frost und Eis erlebt Deutschland einen frühlingshaften November. Die Adventsmärkte rüsten von Glühwein auf Kaltgetränke um. Spaziergänger freuen sich - Meteorologen sind eher besorgt.

Rekordwärme im Spätherbst: Mit 21,9 Grad in Fischen im Allgäu ist am Samstag ein Rekordwert gemessen worden. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sei es nach einem 20. November noch nie wärmer in Deutschland gewesen, sagte Meteorologe Michael Beisenherz vom Wetterdienst Meteomedia.

Der bisherige Rekord für die letzten Wochen des Jahres lag bei 21,7 Grad - gemessen am 16. Dezember 1999 in Freiburg. Frühlingslüftchen statt Novemberkälte - das lockte am Wochenende viele Spaziergänger ins Freie.

Knapp eine Woche vor dem kalendarischen Winteranfang (1. Dezember) wurden in Straßburg und Baden-Baden schon die Weihnachtsmärkte eröffnet. "Statt Glühwein- ist aber eher Cocktail-Wetter", meinte ein Polizeisprecher.

22 Grad in Österreich

Auch in den Nachbarländern war es warm: Im österreichischen Dornbirn am Bodensee wurden 22 Grad gemessen - im liechtensteinischen Vaduz verzeichnete man sogar in der Nacht um die 20 Grad.

In Belgien wurde der wärmste Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 170 Jahren registriert. Die Durchschnittstemperatur lag mehr als drei Grad über dem langjährigen Wert, wie der Meteorologe Marc Vandiepenbeeck der Zeitung La Libre Belgique sagte.

Die hohen Temperaturen müssten mit der globalen Erwärmung zusammenhängen, fügte er hinzu: "Das ist ein Phänomen, das wir nicht mehr anzweifeln können". Vandiepenbeeck sagte, er glaube, dass es sogar in 500 Jahren keinen vergleichbaren Herbst gegeben habe.

Die frühlingshaften Temperaturen im November sind nicht die ersten Wetterextreme des Jahres 2006. Während am Jahresanfang ein Ende des Winters nicht in Sicht war und die Bewohner Bayerns gegen ungewöhnliche Schneemassen kämpfen mussten, lagen die Temperaturen im Juli deutlich über der Durchschnittsgrenze.

Starke Abkühlung im August

"Der Winter hat ordentlich zugeschlagen, und im Juli war es viel heißer und sonniger als gewöhnlich", sagte Meteomedia-Experte Roland Reiter. Der Hitzerekord des Sommers wurde mit 38,9 Grad in Bernberg (Sachsen- Anhalt) aufgestellt, in Bremen wurden in dem Monat insgesamt 334 Sonnenstunden gemessen.

Nach einer starken Abkühlung im August stiegen die Temperaturen im Herbst wieder an. Im September, Oktober und November lagen die Temperaturen mindestens drei Grad über dem Durchschnitt. "Es wird einer der wärmsten, wenn nicht sogar der wärmste Herbst seit der modernen Wettermessung nach 1950", meinte Reiter.

Der 25. November reiht sich mit dem gemessenen Höchstwert von 21,9 Grad sogar in die Top-Ten-Liste der wärmsten Novembertage überhaupt ein, die ansonsten alle im ersten Monatsdrittel liegen.

Ursache der derzeitigen Wärme ist laut Deutschem Wetterdienst eine kräftige Südwestströmung.

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