Nach sechs Monaten Haft ist die Nürnberger Prominentenwitwe Tatjana Gsell nach einem weitgehenden Geständnis wieder auf freiem Fuß. Das Amtsgericht Nürnberg gab einem übereinstimmenden Antrag der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung statt, den Haftbefehl gegen Auflagen aufzuheben. Die Beschuldigte habe die Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit dem tödlichen Überfall auf ihren Mann in vollem Umfang eingeräumt, der Verdacht, dass sie an dem Tod des 76-Jährigen Schönheitschirurgen mitverantwortlich sei, habe sich jedoch nicht erhärtet, erklärte der Nürnberger Justizsprecher Bernhard Wankel.
Ermittlungen laufen weiter
Die 32-Jährige sei nach Erfüllung der Haftauflagenaus der Haft entlassen worden, erklärte Wankel. Zuvor habe die Beschuldigte den geplanten Versicherungsbetrug in Zusammenhang mit dem vorgetäuschten Raub der ihrer Luxuslimousine gestanden. "Die Mitverantwortung am Tod ihres Ehemannes hat sich nicht weiter erhärtet", fügte Wankel hinzu.
Zum Inhalt der Aussage der Beschuldigten und zu weiteren Einzelheiten des Verfahrens wollte der Justizsprecher aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Angaben gemacht. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth seien noch nicht abgeschlossen. Die Ermittler sähen die Rolle der Beschuldigten aber als weitgehend geklärt an und werteten die Fluchtgefahr deshalb als gering.
Die Anwälte der Beschuldigten begrüßten die Entscheidung in einer gemeinsamen Erklärung: "Die Freilassung unserer Mandantin ist die logische Konsequenz aus dem vorliegenden eindeutigen Ermittlungsergebnis, dass jedenfalls unsere Mandantin keinerlei Schuld am Tod ihres Ehemannes trägt. Weitere Erklärungen können und wollen wir mit Rücksicht auf das weitere Ermittlungsverfahren nicht abgeben."
Bereits im September hatte sich die Wende in dem Fall angedeutet. So soll der nach dem Überfall ums Leben gekommene Nürnberger Schönheitschirurg stärker in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein als bisher bekannt. Frau Gsells Münchner Verteidiger Florian Ufer hatte erklärt, dass der 76-Jährige offenbar in die Vorbereitung des Überfalls involviert war und ihn möglicherweise selbst organisiert habe.
Grund des Vorwurfs
Die 32-Jährige war im April festgenommen worden. Ihr wurden zunächst gemeinschaftliche Nötigung, Körperverletzung mit Todesfolge und versuchter Versicherungsmissbrauch vorgeworfen. Sie soll Autoschieber beauftragt haben, ihren wertvollen Mercedes zu stehlen und nach Osteuropa zu bringen. Sie habe eine Prämie dafür kassieren und den Wagen zusätzlich als gestohlen melden wollen. Ein Staatsanwalt, der den Überfall überwacht haben soll und das Geld von den Räubern entgegennehmen sollte, kam ebenfalls in Untersuchungshaft.
(sueddeutsche.de/ AP)