Tagebuch aus Muzaffarabad (III):Es ist Weihnachten - und gar nicht wirklich Weihnachten

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Erstmals feiere ich nicht in Deutschland. Und ich kann nicht sagen, dass ich mich sehr unwohl fühle.

Michael Breunig

Meine Kollegin Hanne begegnet mir schon um sieben mit ihrem Rucksack vor der Dusche. Sie ist schon bereit, um in die Gesundheitsstation zu gehen. Ich bin noch gar nicht so richtig wach.

Weihnachtsbeleuchtung an der Tagesklinik. (Foto: Foto: DRK)

Heute möchte ich früh auf den Bazar um noch Materialien einzukaufen. Leider verschiebt sich das Programm. Wir haben die Toiletten desinfiziert und mein Kollege hat die Wartezeit nach der Desinfektion nicht eingehalten.

Er hat sich die Augen gereizt, nicht schlimm, aber doch so sehr, dass man ihn in der Gesundheitsstation behalten muss. Ich kann meinen Plan nicht erfüllen.

Eine Planung zu machen ist eben die eine Sache, diese auch auszuführen eine ganz andere. Gegen halb zwölf kommen wir endlich los. Seine Augen sind wieder in Ordnung.

Auf den Bazar kehrt langsam das Leben zurück, die Leute bauen in ihren zerstörten Häusern die Geschäfte auf. Jedes Mal, wenn ich dort einkaufe muss, sehe ich neue Läden zwischen den Trümmern.

Nach langem Suchen finde ich einen Boiler und kaufe die Leitungen und Armaturen dazu. Ich kann also loslegen und über die Weihnachtstage für die Patienten eine warme Dusche bauen.

Wir betreiben zwar eine Tagesklinik, jedoch wird warmes Wasser benötigt, um Babies mit Krätze zu baden und Fussbäder zu machen.

Ich freue mich auf unsere Weihnachtsfeier mit den lokalen Angestellten, wie werden sie wohl unsere Weihnachtlieder aufnehmen? Sind ihnen unsere Süßigkeiten süss genug?

Dies ist mein erstes Weihnachten außerhalb Deutschlands, ich kann nicht sagen, dass ich mich sehr unwohl fühle. Wenn die Atmosphäre stimmt unter den Kollegen kann man überall auf der Welt Weihnachten feiern.

Morgen ist frei - aber nur weil Sonntag ist und wir ohnehin an Sonntagen frei haben. Ich bin jeden gespannt auf den nächsten Tag.

(Fortsetzung folgt ...)

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