Südostasien:Tausende Tote nach schwerem Seebeben vor Indonesien

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Eines der stärksten Erdbeben der letzten 100 Jahre hat offenbar nur regional eine kleinere Flutwelle ausgelöst. Dennoch richtete es schwere Schäden an.

Drei Monate nach der Flutkatastrophe in Südostasien sind bei einem schweren Seebeben in Indonesien erneut unzählige Menschen ums Leben gekommen. Neueste Schätzungen gehen von rund 2000 Opfern aus.

Gunung Sitoli City auf der Insel Nias, 14 Stunden nach dem Erdbeben. (Foto: Foto: dpa)

Mindestens 300 Personen sterben auf Nias

Die Behörden bestätigten bis Dienstagmittag den Tod von mindestens 400 Menschen. Auf der Insel Nias in der Nähe des Epizentrums waren noch zahlreiche Anwohner verschüttet. In den asiatischen Ländern rund um den Indischen Ozean flüchteten Hunderttausende in Panik vor einer neuen Flutwelle in höher gelegene Gebiete. Größere Tsunamis blieben jedoch aus. Das Beben hatte eine Stärke von 8,7 auf der Richter-Skala.

Am schwersten getroffen wurde die indonesische Insel Nias, in deren Nähe das Epizentrum lag. Die Behörden dort bestätigten bis Dienstagmittag den Tod von mindestens 300 Inselbewohnern.

In Gunung Sitoli, der größten Stadt des als Surfer-Paradies geltenden Eilands, wurden nach Behördenangaben rund vier Fünftel der mehrstöckigen Gebäude zerstört. Zahlreiche Menschen waren offenbar unter den Trümmern verschüttet.

Viele Verletzte konnten nicht versorgt werden, weil das Hauptkrankenhaus wegen eines Stromausfalls nur eingeschränkt funktionsfähig war, wie ein Behördensprecher sagte. Zudem seien viele Ärzte aus Angst vor einem Tsunami geflüchtet.

Der Koordinator der Tsunami-Hilfe des Internationalen Rote Kreuzes, Bernd Schell, sagte in Meulaboh, die Hilfe vor Ort gestalte sich schwierig. "Viele Straßen auf Nias sind zerstört und der Strom ist ausgefallen."

Flutwelle bei Simeulue

Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) können auf dem Flughafen nur noch kleine Flugzeuge und Hubschrauber landen.

Auf der Nachbarinsel Simeulue kamen mindestens hundert Menschen ums Leben. Ein ranghoher Militärvertreter sagte, eine drei Meter hohe Welle habe im Hafen der Insel schwere Schäden angerichtet. Im Südwesten der Provinz Aceh wurde die Stadt Aceh Singkil zerstört, wie die indonesische Nachrichtenagentur Antara meldete. Mehr als 10.000 Menschen seien aus ihren Häusern geflohen. Berichte über mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sprach den Opfern seine Anteilnahme aus und bot der Regierung praktische Hilfe an. Die Nachrichten von dem Seebeben vor Sumatra würden in Deutschland mit "großer Bestürzung und Anteilnahme" verfolgt, hieß es in einem Beileidstelegramm an den indonesischen Außenminister Hassan Wirajuda.

Mit einer Stärke von 8,7 auf der Richter-Skala gehört das Seebeben vom Dienstag zu den zehn stärksten der letzten hundert Jahre, wie ein Experte der US-Behörde für geologische Beobachtungen (USGS) in Los Angeles sagte. Das Epizentrum des neuen Bebens lag rund 200 Kilometer westlich von Sumatra und damit nur rund 300 Kilometer vom Epizentrum des Erdstoßes vom 26. Dezember entfernt.

In Indonesien, Indien, Malaysia, Sri Lanka und Thailand gaben die Behörden umgehend Tsunami-Warnungen aus. In vielen Gebieten brach Panik aus. Fernseh- und Radiosender riefen die Bevölkerung zum Verlassen der Küstengebiete auf.

In der indonesischen Provinz Aceh, der am stärksten betroffenen Region der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember, flohen tausende Menschen aus ihren Häusern. Teile Sumatras wurden drei Minuten lang von dem Beben erschüttert. Im Nordwesten Sri Lankas flüchteten sich viele Bewohner Augenzeugen zufolge in Kirchen und Tempel, die mit Glockengeläut gewarnt hatten.

In den Touristenorten im Südwesten Thailands flohen die Urlauber aus den Hotels. Fischer fuhren mit ihren Booten auf die offene See hinaus, um der Brandung einer möglichen Flutwelle zu entgehen. Auch auf den indischen Andamanen und Nicobaren-Inseln brach Panik aus.

Die Erdstöße brachten die Häuser in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur und in Singapur zum Wanken. Wenige Stunden später konnten die Meteorologiebehörden Entwarnung geben. Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik auf Hawaii teilte mit, es habe zwar Flutwellen gegeben; diese seien jedoch eher klein gewesen.

Bei dem schweren Erdbeben vom 26. Dezember und den anschließenden Flutwellen waren in ganz Südostasien mindestens 273.000 Menschen ums Leben gekommen. Das damalige Beben hatte die Stärke von 9,0 auf der Richter-Skala.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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