Südafrika:Das Prinzip Männlichkeitsverlust

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Im Kampf gegen die Kriminalität waren die Südafrikaner schon immer einfallsreich. Nun haben sie eine Gerätschaft entwickelt, die Frauen vor einer Vergewaltigung schützen soll. Für die Vergewaltiger kann dies sehr schmerzhaft enden.

Die von hohen Kriminalitätsraten geplagten Südafrikaner waren schon immer erfindungsreich, wenn es um den Kampf gegen das Verbrechen ging. Vom Flammenwerfer unterm Auto über absprengbare Kennzeichen, explosionsartig knallende Schlösser oder Reizgas-Fallen reicht die Palette, die findige Tüftler vom Kap schon ausprobierten.

Die jüngste Neuheit ist ein gepanzerter Geländewagen mit Eisschrank und Klimaanlage auf Basis eines Mercedes-Transporters, der als südafrikanische Produkt sogar auf den Haltern der Außenspiegel noch aufgeschweißten Stacheldraht hat.

"Mit einer Beschleunigung von 0 auf 80 km/h in 20 Sekunden ist die Leistung für diese Art Fahrzeug gut: nur einen Bruchteil kürzer als die Zeit, die für den Bruch eines von den Vereinten Nationen ausgehandelten Waffenstillstands nötig ist", witzelte die Zeitung The Star am Mittwoch.

"Rapex" sorgt für Diskussionen

Doch kaum eine Abwehrwaffe hat bereits im Vorfeld ihrer Präsentation so viele erregte Diskussionen ausgelöst wie das am gleichen Tag vorgestellte "Rapex".

Das von der Labor-Assistentin Sonette Ehlers erfundene Plastikteil wirkt wie eine Art künstliches Gebiss mit extrem spitzen Zähnen und soll die offiziell rund 50.000 Vergewaltigungsfälle jährlich reduzieren helfen; und es soll auf sehr drastische Weise die Täter dort treffen, wo es sie am meisten schmerzt. Ein Vergewaltigungsopfer hatte Ehlers mit einer beiläufigen Bemerkung auf die Idee gebracht.

Die humorige Anekdote eines Krankenhaus-Arztes über einen Patienten, der seine Männlichkeit in einem Reißverschluss verklemmt hatte, brachte sie dann auf die Erfolgsspur.

Vertrieb über Drogeriemärkte angedacht

Zwei befreundete Techniker entwickelten für sie das Plastikteil, das Frauen bei Gefahr strategisch an intimer Stelle intern platzieren können. Nach Tests an künstlichen Modellen ist sich Ehlers sicher: "Es wird Männer zum Nachdenken zwingen!" Doch das bisher noch nicht in Serie gegangene Abwehrteil, das nach dem Willen von Ehlers künftig wie Kondome über Drogerien vertrieben werden könnte, ist nicht ohne Widerspruch.

Frauenrechtlerinnen äußerten sich kritisch, wenn auch verständnisvoll für die Suche nach Abwehrmechanismen. "Die meisten dieser Erfindungen tauchen nicht aus einem Vakuum auf, sondern stammen von Leuten, die der Meinung sind, dass das (staatliche) System bei ihnen versagt hat", meint Carrie Shelver von der Organisation Menschen gegen Frauen-Missbrauch.

Lisa Vetten vom Gewalt- und Versöhnungszentrum kritisiert vor allem, dass erneut die Frauen die Verantwortung für die Verhinderung von Gewalttaten übernehmen müssen und bezweifelt zudem die Praxisnähe von "Rapex".

Größere Erfolgaussichten für die "Auto-DNA"

Weitaus mehr Erfolgschancen wird dagegen einem neuartigen "Auto-DNA" eingeräumt. Bei der in Südafrika verfeinerten Idee eines australischen Tüftlers werden tausende mikroskopisch kleiner und fürs bloße Auge unsichtbarer Punkte auf die wichtigsten Teile des Autos gesprüht. Sie sollen den am Kap verbreiteten Autoraub eindämmen und eine einwandfreie Identifizierung auch bei gefälschter Motor- oder Chassisnummer erlauben.

Nach Schätzungen werden in dem Kap-Staat mehr als 65 Prozent der jährlich 120.000 geraubten oder gestohlenen Fahrzeuge "umfrisiert". Mit dem neuen Mikropunkt-Verfahren, an dem Auto-Verleihfirmen bereits Interesse bekundet haben, sollen bereits 40.000 Fahrzeuge versehen worden sein.

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