Suchmaschinen:Dr. Google für Fortgeschrittene

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Der Markt für Suchmaschinen auf dem eigenen Computer wächst.

Von Michael Lang

Der Duden erklärt das neudeutsche Wort "googeln" als "Internetrecherchen mithilfe einer Suchmaschine". Seit kurzem könnte man diese Definition erweitern, denn Google kann künftig auch die Festplatte im heimischen Computer nach Schlagwörtern durchstöbern.

Streng genommen handelt es sich allerdings nicht um die bekannte Suchmaschine aus dem Internet, sondern um einen kleinen Ableger in Form des Programms "Google Desktop Search".

Es ist kostenlos im Internet unter desktop.google.com erhältlich und nur 400 Kilobyte groß. Auf der Festplatte benötigt das Programm jedoch zusätzlich Speicherplatz - unter Umständen mehrere Gigabyte, je nach Umfang des vorhandenen Datenbestands.

Denn nach dem erstmaligen Start legt sich das Programm eine Datenbank an, in der die im PC abgelegten Dokumente verschlagwortet sind. Alle später hinzu gekommenen Dokumente indiziert das Programm, wenn der PC gerade eine Pause einlegt; wodurch Leistungseinbußen des Rechners vermieden werden sollen.

Derzeit findet das Programm Word-, Excel-, Powerpoint- und PDF-Dateien, sowie JPEG-Bilder und MP3-Dateien. Auf die gleiche Weise verarbeitet es auch alle E-Mails aus Outlook oder Outlook Express, sowie alle Internetseiten, die der Nutzer einmal mit dem Internet Explorer besucht hat.

Erprobungsstadium

"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir anfangs nur die gebräuchlichsten Dateitypen unterstützen", sagt ein Google-Sprecher, "aber das Programm befindet sich zurzeit noch im Erprobungsstadium".

Die Software liegt deshalb auch nur in einer englischen Version vor, findet aber deutsche und anderssprachige Begriffe. Da es im Browser wie die gewohnte Google-Seite dargestellt ist, ist es auch genauso zu bedienen.

Programme für die lokale Suche auf Computern gibt es bereits von kleineren Anbietern wie etwa Blinkx (SZ, 4.8.2004) oder Copernic. Sie nutzen eine Marktlücke, die ihnen die Betriebssystem-Hersteller Microsoft und Apple bislang offen gelassen haben, weil sich deren Dateisuche zu umständlich und langsam gestaltet.

Doch inzwischen hat es sich auch bei den Etablierten herumgesprochen, dass die lokale Suche auf der Festplatte der Türöffner ist, um Nutzer dann gezielt auf eine bestimmte Suchmaschine im Internet zu leiten.

Dort lockt das große Geld mit dem Anzeigengeschäft, mit bezahlten Treffern und anderen Dienstleistungen. Google hat es vorgemacht: Glaubt man der Unternehmensberatung Deloitte & Touche, so hat der Suchmaschinen-Marktführer seinen Umsatz innerhalb von fünf Jahren von 220 000 Dollar (1999) auf 961 Millionen Dollar (2003) gesteigert.

Doch die Goldgräberstimmung könnte schnell umschlagen, wenn Microsoft - wie angekündigt - eine eigene Suchmaschine in sein nächstes Betriebssystem integriert.

Google versucht deshalb mit der Desktop-Suche, vorher möglichst viele Nutzer frühzeitig an sich zu binden.

Das versuchen auch noch andere: Während Microsofts nächste Windows-Version erst 2006 erscheinen soll, wollen sich mit AOL und Yahoo zwei weitere Internetgrößen schon bald ein Stück vom Kuchen abschneiden.

Vielleicht sah sich der Microsoft-Finanzchef John Connors deshalb wenige Tage nach der Vorstellung des Google-Programms zu einer Stellungnahme genötigt: "Ende des Jahres werden wir eine Desktop-Version unserer MSN-Suchmaschine zum Download anbieten", kündigte er an.

© SZ vom 5.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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