Stürme in den USA:Nach "Ivan" droht nun "Jeanne"

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Die Küstenregion der südlichen US-Staaten liegt in Trümmern. Anfang kommender Woche könnte der tropische Sturm "Jeanne" die Krisenregion erreichen.

Der mächtige Hurrikan "Ivan" hat bei seinem verheerenden Zug über die Küste der US-Südstaaten mindestens 23 Menschen in den Tod gerissen. Einen Tag nach dem er auf die Golfküste getroffen war, wurde am Freitag deutlich, dass er seinen Namen "Ivan der Schreckliche" zu Recht hatte.

Der Hurrikan "Ivan" riss Brücken auseinander und mehr als 20 Menschen in den Tod. (Foto: Foto: AP)

Die Menschen wurden von aufgewirbelten Wohnwagen erschlagen, sie starben in einstürzenden Häusern und ertranken in den Fluten - die Verwüstungen waren für die Überlebenden erschütternd.

Präsident George W. Bush wollte sich am Sonntag in Alabama selbst ein Bild von der Zerstörung machen. Er hatte Teile von Alabama, Mississippi, Louisiana und Florida zu Notstandsgebieten erklärt, was Bundesmittel für die Hilfseinsätze freimacht.

Die US-Spezialfirma Risk Management Solutions (RMS) bezifferte den Gesamtschaden in den USA auf bis zu sieben Milliarden Dollar. Hinzu kämen ein bis zwei Milliarden Dollar versicherte Schäden in der Karibik, wo der Wirbelsturm mindesten 68 Menschen in den Tod riss.

Besonders am Ostrand des Sturmgebiets in Nordflorida stand in manchen Siedlungen kaum noch ein Stein auf dem anderen. In Pensacola lagen Trümmerberge in den Straßen. Die Sturmböen hatten mehrere Stockwerke hohe Löcher in Häuserfassaden gerissen. Einwohner berichteten von Flutwellen, die bis ins zweite Stockwerk schlugen.

In Blountstown, wo ein Tornado eine Wohnwagensiedlung dem Erdboden gleichmachte, suchten schockierte Bewohner am Freitag nach Habseligkeiten, die noch zu retten waren. Eine Frau fand ein paar durchnässte Fotoalben und Familienfotos.

Bei Windböen mit bis zu 200 Kilometern in der Stunde waren die Wohnwagen nach Angaben von Augenzeugen teilweise bis zu 100 Meter hoch in die Luft geschleudert worden. Vier Menschen waren hier erschlagen worden. Ein fünfter, der zunächst auch als Todesopfer angegeben worden war, kämpfte im Krankenhaus ums sein Leben.

Die Brücke über Escambia Bay nördlich von Pensacola, einer der Hauptverkehrsadern, sah aus, als habe ein Riesenmonster ein Stück herausgebissen. Ein Lkw hing an der Bruchstelle mit den Vorderrädern im Wasser.

In Gulf Shores, wo das Auge des Sturms am frühen Donnerstag an Land kam, blieb die 20 Kilometer lange vorgelagerte Insel Pleasure Island mit ihren Luxus-Villen am Freitag noch gesperrt. Die Besitzer warteten auf eine erste Schadenseinschätzung der Behörden. Über hunderte Kilometer hatten meterhohe Wellen die Küstengebiete überschwemmt. Dort, wo das Wasser bis Freitag abgeflossen war, glichen die Straßen kleinen Sanddünen.

An der Küste von Alabama suchten Tierhüter in den überschwemmten Straßen von Gulf Shores nach Alligator "Chucky", der aus dem Zoo entkommen war. Das 450 Kilogramm schwere und vier Meter lange Tier sei ohne seine regelmäßigen Mahlzeiten gefährlich, warnte Zoodirektorin Patty Hall. Ein kleinerer Alligator musste am Donnerstag erschossen werden, weil er die Straßen unsicher machte. Von "Chucky" fehlte aber jede Spur.

"Ivan" hatte sich nach seiner "Attacke" auf die US-Golfküste zu einem tropischen Sturm abgeschwächt, bleibt aber weiter gefährlich. Er zog Richtung Nordosten und setzte Teile von Georgia und South und North Carolina mit sintflutartigen Regenfällen unter Wasser.

Doch nach dem dritten schweren Hurrikan binnen vier Wochen richteten sich alle Augen im Hurrikan-Zentrum von Miami schon auf das nächste Tief: Der tropische Sturm "Jeanne" streifte die Dominikanische Republik und bedrohte Teile der Bahamas.

Bleibt "Jeanne" auf Kurs, könnte der Sturm Anfang kommender Woche South oder North Carolina erreichen. Mitten im Atlantik zwischen den Kapverdischen Inseln und der nordbrasilianischen Küste braute sich außerdem der tropische Sturm "Karl" zusammen.

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