Stephanie-Prozess:Anklage fordert hohe Haftstrafe

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Die Verteidigung hielt sich im Prozess um die Entführung von Stephanie aus Dresden überraschend zurück. Ein Urteil soll am Donnerstag fallen.

Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von 14 Jahren und neun Monaten sowie anschließende Sicherungsverwahrung für den Angeklagten Mario M. Der 36 Jahre alte vorbestrafte Sexualstraftäter habe sich der Geiselnahme, Kindesentziehung sowie der Vergewaltigung und des schweren sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen schuldig gemacht, sagte Staatsanwältin Liane Pospischil heute vor dem Landgericht Dresden.

Der Angeklagte Mario M. im Landgericht Dresden (Foto: Foto: dpa)

Die Verteidigung hat keinen konkreten Strafantrag gestellt. Verteidiger Andreas Boine bat das Gericht, das Geständnis zu Gunsten des 36-Jährigen zu werten. Auch sollten die erheblichen psychischen Beeinträchtigungen des Mannes sowie seine Herabwürdigung in der Öffentlichkeit Eingang in das Urteil finden. Die Nebenklage sprach sich für die Höchststrafe von 15 Jahren und Sicherungsverwahrung aus.

Stephanies Vater hatte in der Verhandlung Gelegenheit für eine Erklärung. Der Mann bedankte sich für den "fairen Prozess", kritisierte aber die Staatsanwaltschaft, die eine aktive Mitgestaltung des Prozesses durch Stephanie abgelehnt habe. "So viel unschönes Verhalten ist nicht menschenwürdig", sagte er, bevor er in Tränen ausbrach.

Der Prozess hatte am 6. November begonnen. Zwei Tage darauf war er in einer spektakulären Aktion auf das Dach des Dresdner Gefängnisses geklettert und hatte bundesweit für Aufregung gesorgt.

Laut Staatsanwaltschaft war die Quälerei der Schülerin "eine Dokumentation der Macht". M. habe die damals 13-Jährige "fast wie einen Hund gehalten". Er habe dabei "wissentlich und willentlich" gehandelt, sagte Staatsanwältin Liane Pospischil.

Als strafmildernd wertete Staatsanwaltschaft das Geständnis des Angeklagten sowie dessen diagnostizierte schizoide Persönlichkeitsstörung. Zur Last legte sie dem Angeklagten vor allem die Brutalität der Taten. Es sei davon auszugehen, dass M. ohne entsprechende Therapie wieder solche Taten begehen werde, sagte die Staatsanwältin mit Blick auf die beantragte Sicherungsverwahrung.

Der Angeklagte Mario M. entschuldigte sich bei Stephanie und ihrer Familie. "Ich möchte sagen, dass das, was ich getan habe, mir Leid tut." Der vorbestrafte Sexualtäter hatte die damals 13-Jährige am 11. Januar auf dem Schulweg entführt, sie mehr als fünf Wochen in seiner Wohnung gefangen gehalten und sexuell missbraucht. Zeitweise wurde das Mädchen geknebelt in eine enge Holzkiste gesperrt. Der Angeklagte soll Stephanie täglich auf brutale Weise missbraucht und vergewaltigt haben. Einen Teil der Taten hat der arbeitslose Anlagenbauer auf Video aufgezeichnet.

Stephanie selbst hatte die Polizei auf ihre Spur gebracht. Ein Passant hatte einen ihrer bei nächtlichen Spaziergängen mit dem Täter fallen gelassenen Zettel mit einem Hilferuf gefunden und der Polizei übergeben. Seit dem 16. Februar sitzt der 36-Jährige in Untersuchungshaft.

© sueddeutsche.de/ dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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