SpaceShipOne:Millionäre im Weltall

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An diesem Montag startet das erste private Raumschiff

Von Christopher Schrader

Ein bisschen erinnert die Geschichte an ein modernes Märchen. Wenn am heutigen Montag die Sonne über Kalifornien aufgeht, soll im Wüstenort Mojave ein eigenwilliges Flugzeug namens White Knight (Weißer Ritter) starten. Es trägt ein kleines Raumschiff, die SpaceShipOne, zu seinem Startplatz - in fünfzehn Kilometer Höhe.

SpaceShipOne (Foto: Foto: AP)

Dieser Startplatz in der Luft hat den Vorteil, dass das Raumfahrzeug nicht mit eigenem Treibstoff die dichtesten Schichten der Atmosphäre durchdringen muss; außerdem ist die Schwerkraft schon ein wenig reduziert. Wenn sich die SpaceShip One dann gegen 7.30 Uhr kalifornischer Zeit von ihrem Ritter löst, hat sie den größten Teil ihrer Reise noch vor sich: 85 Kilometer, senkrecht nach oben.

Eines Tages könnte dieses Raumschiff ähnlich berühmt werden wie die Kapsel des Russen Jurij Gagarin oder die Mondlandefähre von Apollo 11. Oder wie Charles Lindberghs Flugzeug Spirit of St. Louis, mit dem er 1927 als Erster den Atlantik ohne Zwischenlandung überquerte. SpaceShipOne könnte das erste private Raumschiff sein, das die Grenze zum Weltraum erreicht, die Höhe von 100 Kilometer über dem Meer.

Dem Team geht es nicht ums Geld

Die Herren über SpaceShipOne wollen den mit zehn Millionen Dollar dotierten X-Preis gewinnen, den eine private Stiftung in den USA ausgelobt hat.

Das Geld erhält, wer als Erster mit einem selbst gebauten Raumschiff drei Personen in den Weltraum und zurück befördert - zweimal in zwei Wochen. 26 Teams aus Amerika, Kanada und England bewerben sich um diesen Preis, auch eine Gruppe aus Rumänien hat kürzlich ihr Raketentriebwerk getestet.

Viele bauen an einer senkrecht startenden Rakete, deren Teile später an einem Fallschirm wassern. Ein Team will sein Raumschiff mit einem Heliumballon auf 24 Kilometer Höhe tragen, um erst dann den Raketenmotor zu starten. Einige andere setzen auf eine Art Flugzeug.

Doch nur die Erbauer des White Knight haben bisher ein Fluggerät gebaut, das eine offizielle Start-Erlaubnis ins All besitzt. Im Mai hatte SpaceShipOne immerhin schon 64 Kilometer Höhe erreicht.

Dem Team, das schon 20 Millionen Dollar in das Projekt investiert hat, geht es nicht ums Geld - davon hat es genug. Hauptsponsor ist der Milliardär Paul Allen, Mitbegründer von Microsoft.

Und auch Teamchef Burt Rutan ist nicht gerade arm: Der Besitzer der Firma Scaled Composites hat bereits die Voyager gebaut, mit der sein Bruder Dick 1986 als Erster nonstop um die Erde flog, ohne nachzutanken.

Mit ausgebranntem Antrieb in den Weltraum

Beim Startversuch am heutigen Montag wollen die Pioniere noch nicht versuchen, die Auflagen des X-Preises zu erfüllen: Der Pilot sitzt noch allein im Raumschiff. Sobald er sich vom Trägerflugzeug ausgeklinkt hat, wird ein Raketenmotor die SpaceShipOne auf dreifache Schallgeschwindigkeit beschleunigen.

Den Weltraum soll das Raumschiff aber lautlos erreichen - gleitend und mit ausgebranntem Antrieb. Dann stürzt es zur Erde zurück, bremst seinen Fall mit Klappen an den Flügeln und soll schließlich sanft wie ein Flugzeug landen. Das Ganze, versichert das Entwicklungsteam, wird nicht anstrengender sein als eine Fahrt in einer modernen Achterbahn.

© SZ vom 21.06.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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