Sommerloch 1986:Ein strahlender Sommer

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Im Sommer 1986 wächst der Widerstand gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf und Sarah Ferguson heiratet Prinz Andrew.

Johannes Honsell

"Was dürfen wir noch essen?", wollte die Bunte wissen, nachdem aus der Ukraine seit ein paar Monaten radioaktive Winde herüber wehten. Nichts war mehr sicher: "Muss man beim Essen Becquerel sparen?", fragte die SZ, und außerdem: "Wie radioaktiv sind die Münchner?"

Krawalle gegen die WAA Wackersdorf. (Foto: Foto: AP)

Dabei gab es nicht nur Tschernobyl, sondern auch jede Menge andere wichtige Dinge. Vertrackte Kriege zum Beispiel: Im Libanon, in Afghanistan, Nicaragua, zwischen Iran und Irak. Und zwischen Bayern und Österreich.

Letzterer wurde nur verbal ausgefochten, aber nicht minder heftig. Es ging um Radioaktivität, womit sich irgendwie ein Kreis schließt. Streitgegenstand war die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. Die bayerische Landesregierung war dafür, Österreich so richtig dagegen.

Der österreichische Vizekanzler plante gar, auf dem "Anti-WAAhnsinnsfestival" im oberpfälzischen Burglengenfeld zu sprechen. Das bayerische Innenministerium fragte beim deutschen Außenamt nach, was für ein Protokoll in dem Fall zu gelten habe (Darf man den Vize-Kanzler filzen? Was ist, wenn er Stahlkugeln dabei hat?).

Angesichts solcher Aussichten kam der Ösi-Vize nicht, dafür 100.000 Wackersdorf-Gegner, die es schafften, trotz des Gesangs von Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, und BAP friedlich zu bleiben. Die Anlage wurde schließlich nicht gebaut, Strahlung hatte einfach einen schlechten Leumund damals.

Irgendwann musste man ja auch mal von was anderem sprechen. Sarah Ferguson heiratete am 23. Juli Andrew Albert Christian Edward Mountbatten-Windsor, genannt Prinz Andrew. Und ja, ok: auch sie strahlte. Die "Super Star Monarchy" ( New York Times) feierte ein intimes Familienfest mit 2000 geladenen Gästen. Sarahs Schleppe war 17 Fuß lang und mit Ankern, Wellen und Herzen verziert, weil der Liebste doch der Navy angehörte.

Fünf Kinder prognostizierte die Sunday Times den beiden bis 2001. Vor der Hochzeit befragt, worauf sie sich am meisten freuten, antwortete Sarah: "Auf die Nacht des 23." Und Andrew: "Auf den 24., wenn alles vorbei ist." 1996 ließ man sich scheiden.

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