Sohn von Uschi Glas:Der Mann mit der Säge

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Im Verfahren wegen Vortäuschung von Straftaten für eine MTV-Show will der Anwalt von Ex-Moderator Benjamin Teewag die Spaßmacher Stefan Raab, Hape Kerkeling und Kurt Felix vorladen lassen.

Von Marcus Jauer

Vor zwei Jahren stand Benjamin Tewaag mit Handschellen gefesselt an einer Bushaltestelle vor der Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Moabit.

Benjamin Teewag ist bereits vorbestraft: Er hatte einen Kameramann angzündet. (Foto: Foto: dpa)

Er sprach Passanten an, ob sie ihn mit der Eisensäge, die er dabei hatte, befreien könnten.

Dabei dachte er, wenn es Ärger geben sollte, dann mit den Passanten, die er heimlich filmen ließ, um sie später in seiner Show Mission im Musiksender MTV vorzuführen. Aber doch nicht mit der Staatsanwaltschaft.

Da sich am Ende der Filmchen, in denen er Menschen in absurde Situationen bringen wollte, die Polizei so häufig einschalten musste, wie man sich das als TV-Produzent nur von seinen Zuschauern wünscht, hat ihn die Staatsanwaltschaft am Dienstag in Berlin vor Gericht gebracht.

Amtsanmaßung und Notrufmissbrauch

Gemeinsam mit dem Produzenten der Show, die Tewaag moderierte, für die er Ideen entwickelte und Regie führte, ist er wegen Amtsanmaßung und Missbrauchs des Notrufes angeklagt.

Bei Aufnahme der Personalien gab Tewaag an, er sei 28 Jahre alt, Schauspieler und Regisseur, zurzeit aber arbeitslos: "Ich leihe mir Geld von Leuten, die ich kenne." Die RTL-Serie Das geheime Leben der Spielerfrauen mit ihm in der Hauptrolle wurde jüngst gekippt.

Tewaag ist der Sohn der Schauspielerin Uschi Glas und als solcher steht er sofort in den Zeitungen, wenn er sich irgendwo danebenbenommen hat. Zuletzt wurde er vor zwei Jahren verurteilt, weil er einen Kameramann mit Rum übergossen und danach angezündet hatte.

Seitdem ist er wegen schwerer Körperverletzung vorbestraft. Das war auch der Grund, weshalb er die MTV-Scherze intensiv juristisch prüfen ließ. Keiner riet ab.

Hausdurchsuchung bei MTV

So legte sich Tewaag also Handschellen an, fuhr mit einem gefesselten Mann im Kofferraum zur Nervenklinik, um ihn da abzugeben, kassierte als Polizist Strafen von Radfahrern, die ihm zu langsam fuhren, oder stürmte mit seinen Mitarbeitern als Sondereinsatzkommando auf ein Rockkonzert, um die Band zu verhaften. Fast immer rückte danach die Polizei aus - zuletzt, um in Berlin und München Büros von MTV zu durchsuchen. Da ermittelte die Staatsanwaltschaft.

Benjamin Tewaag sagt, er habe sich um Drehgenehmigungen nicht gekümmert. Wenn er Ideen entwickle, denke er frei. Sein Produzent sagt, er habe die Polizei informiert, die Beamten seien meist nur aus persönlichem Interesse vorbeigekommen.

Zur Untersuchungshaftanstalt aber wurden sie gerufen. Ob das, was er da mache, nicht sowieso ein Witz sei, wollte im Gerichtssaal ein Reporter von Tewaag wissen. "Das ist ein ernst zu nehmender Beruf", erwiderte er. Offenbar um dies zu beweisen, beantragte sein Anwalt, als Zeugen Stefan Raab, Kurt Felix und Hape Kerkeling zu laden. Der Prozess wird fortgesetzt.

(SZ vom 16.05.2005)

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