"Sniper"-Prozess:Todesurteil für John Allen Muhammad

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Die selbe Jury, die den älteren der beiden mutmaßlichen Heckenschützen von Washington bereits für schuldig befunden hatte, verurteilte den 42-Jährigen jetzt zum Tode. Im Prozess gegen den jüngeren Lee Boyd Malvo steht das Urteil noch aus.

Das Gericht in Virgina Beach, Virgina, hatte den Mord an einem Ingenieur verhandelt, der zu den zehn Opfern gehörte, die von dem 42-jährigen Muhammad und seinem damals 17 Jahre alten Komplizen Lee Boyd Malvo getötet worden waren.

Am Donnerstag letzter Woche hatte die Staatsanwaltschaft an die Jury appelliert, die Todesstrafe zu verhängen: Der Angeklagte verdiene nichts anderes, denn er sei eine Verkörperung des Bösen.

Die Verteidigung beschrieb Muhammad dagegen als einen Mann mit harter Kindheit und liebevollen Vater, der nach der Scheidung von seiner Frau und dem Verlust des Sorgerechts für seine Kinder auf die falsche Bahn geraten sei.

Muhammad und der inzwischen 18-jährige Lee Boyd Malvo werden für insgesamt zehn Heckenschützenmorde im Oktober vergangenen Jahres im Raum Washington verantwortlich gemacht.

Malvo steht in einem getrennten Verfahren ebenfalls in Virginia vor Gericht. In beiden Prozessen geht es jeweils nur um einen der Morde. Auch Malvo droht im Fall eines Schuldspruchs die Todesstrafe, obwohl er zur Tatzeit noch minderjährig war.

"Verkörperung des Bösen"

Im Fall Muhammad hatte die Staatsanwaltschaft nicht bestritten, dass der Angeklagte einst ein guter Vater und Ehemann gewesen sei. "Aber diese Person existiert nicht mehr . . . Diese Person wurde von dieser Verkörperung des Bösen vernichtet, die vor Ihnen sitzt", so Chefankläger James Willet vor den Geschworenen.

Muhammad hätte "bei aller Liebe zu seinen Kindern" selbst nicht gezögert habe, 21 Kinder durch die Attacken zu Halbwaisen zu machen. Willett hatte außerdem gewarnt, dass Muhammad im Fall einer lebenslangen Strafe weiter eine Gefahr darstellen würde - für die Gefangenenwärter und Mithäftlinge.

Die Verteidigung dagegen hatte argumentiert, dass Muhammad seinen Vater praktisch nicht gekannt und im Alter von drei Jahren seine Mutter durch Krebs verloren habe. Später seien seine eigenen Kinder sein Ein und Alles geworden. "Sie würden am meisten durch seine Hinrichtung leiden", so Verteidiger Jonathan Shapiro.

(sueddeutsche.de/AFP/dpa)

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