Siamesische Zwillinge getrennt:Die Brüder erholen sich gut

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Die Ärzte sind bislang zufrieden mit dem Zustand von Ahmed und Mohammed Ibrahim. Jedoch bleibt die Angst vor Infektionen oder einem Schlaganfall.

Die Zwillinge liegen noch im künstlichen Koma, um das Risiko einer Hirnschwellung so gering wie möglich zu halten. Auch mögliche bleibende Hirnschäden sind weiterhin nicht absehbar.

"Je länger Komplikationen ausbleiben, als desto positiveres Zeichen wird das gewertet", sagte der Leiter des Ärzteteams an der Kinderklinik von Dallas, James Thomas. "Aber jetzt in der Wachsamkeit nachzulassen, wäre meiner Meinung nach ein Fehler." Jede Minute könne sich der Gesundheitszustand ändern, warnte er.

Der ägyptische Arzt Dr. Nasser Abdel Al berichtete: "Jemand kam und sagte dem Vater der Zwillinge, er habe jetzt zwei Söhne. Er umarmte mich und fiel dann in Ohnmacht. Wir mussten ihn behandeln. Die Mutter der Kinder weinte wie alle anderen auch."

Die schwierige Zeit geht weiter

Den Zwillingen stehen in den kommenden Jahren Dutzende von Operationen und Therapien bevor. Dabei geht es vor allem um die Formung neuer Schädeldecken. "Wir werden in den kommenden Wochen sehr besorgt sein", sagte der Arzt Dale Swift nach dem 34-stündigen Eingriff in Dallas. Besonders wichtig sei, ob die Wunden gut verheilen, sagte sein Kollege Bradley Weprin. "Das Ausmaß möglicher Gehirnschäden wird für eine Weile nicht absehbar sein. Es ist zu früh, das zu erkennen", sagte Swift. Bei der Marathon-Operation, die am Samstagmorgen begann und bis zum Sonntagabend (Ortszeit) dauerte, ging es um Leben und Tod. Danach galt der Zustand der Zwillinge als kritisch, aber stabil.

"Wir haben bisher keine ernsten Probleme gesehen", sagte der Leiter des Operationsteams, Dr. Kenneth Salyer. "Wir sind sehr glücklich, dass wir heute hier die Trennung der Zwillinge verkünden können. Es gab Momente von großer Freude, von Besorgnis und von Angst. Ich habe normalerweise keine Probleme mit dem Einschlafen.

Aber ich muss gestehen, dass ich in den Tagen vor der Operation nicht besonders gut geschlafen habe." Nach den Worten der Ärzte gibt es eine Reihe von Gefahren für die Kinder, darunter vor allem Thrombosen und Schlaganfälle sowie Infektionen. Es sei vor allem wichtig, dass die neu verlegten Venen hielten, hieß es. Der Eingriff in Dallas, an dem ein 40-köpfiges medizinisches Team beteiligt war, wurde ein Jahr lang vorbereitet.

Nur zwei Prozent aller Siamesischen Zwillinge sind am oberen Kopf zusammengewachsen - eine der schwersten Missbildungen in diesem Bereich. Rund die Hälfte der 60 so genannten Craniopagus-Zwillinge, die bisher weltweit operativ getrennt wurden, starben laut Salyer. 17 Operierte trugen Gehirnschäden davon und nur 7 konnten danach ein normales Leben führen.

Weitere Trennung in Italien

In Rom hat unterdessen ein Ärzteteam zwei griechische Mädchen getrennt, die an der Schläfe und den Augenhöhlen zusammengewachsen gewesen waren. Ihre Gehirne waren nur an einer kleinen Stelle verbunden gewesen. Zwei Tage nach der zwölfstündigen Operation gehe es den vier Monate alten Mädchen gut. Allerdings fürchten auch die Ärzte in Italien Infektionen. In Singapur war vor kurzem die Trennung von erwachsenen Siamesischen Zwillingen missglückt, die beiden Frauen starben.

(sueddeutsche.de/ dpa/AP)

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