Sharon Stone:Die Kämpferin

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Studios hätten sie behandelt, als habe sie Lepra, sagt Sharon Stone. Dabei ist sie nur über 40.

Marcus Jauer

Zur Pressekonferenz sitzt Sharon Stone allein auf dem Podium, es ist kein Regisseur, kein anderer Schauspieler dabei, nur sie, Sharon Stone, die blonden Haare zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr rechts und links auf den Schultern liegen.

Ihre tiefe, kräftige, irgendwie stabile Stimme erfüllt den Raum. Die Journalisten sagen, sie seien nervös, bevor sie eine Frage stellen. In wenigen Stunden hat ihr neuer Film Premiere.

Basic Instinct 2.

Sie hat ihn bereits in Madrid, Paris, London und Rom gezeigt, Berlin ist die letzte Station ihrer Reise. Jetzt lächelt sie.

Sharon Stone ist mit dem ersten Teil von Basic Instinct vor 14 Jahren weltberühmt geworden. Sie spielte Catherine Tramell, eine Schriftstellerin unter Mordverdacht, kalt und berechnend und mit der Aura einer fleischfressenden Pflanze.

Nach diesem Film war Sharon Stone erst die teuerste Schauspielerin der Welt, danach eine der vielen weniger beschäftigten. Ihre Karriere schien sich in einer einzigen Rolle erfüllt zu haben.

Sharon Stone ist 48 Jahre alt. Als sie vierzig wurde, sagt sie, habe sie geträumt, nun sein zu können wie die Frauen, die sie als Mädchen bewundert hatte, Jeanne Moreau oder Catherine Deneuve, stattdessen erging es ihr wie Debra Winger oder Michelle Pfeiffer. Für Frauen ihres Alters gab es keine guten Rollen mehr. Die Studios hätten sie behandelt, als habe sie Lepra, sagt sie.

Als sie am Abend zur Premiere kommt, hat sie ihre Haare zu einem Turm aufgeschichtet, sie gibt Autogramme und Interviews. Die Fotografen sind sehr dankbar.

Am Vormittag hatten sie sie zum Schuhekaufen auf die Friedrichstraße begleitet, nach der Premiere fahren sie in den "Kit Kat Club", wo Tänzerinnen in abwaschbaren Kleidchen auf sexy machen.

Heiraten, scheiden lassen, verklagen

Die Prominenz ist noch lokaler als sonst. Auf Sharon Stone wartet sie vergeblich. Sie hatte ihren Auftritt. Jetzt sitzt sie in einem neuen Restaurant in Berlin-Mitte.

Vor dem zweiten Teil hatte sie nur Nebenrollen gespielt und auch eine Weile lang gar nicht. Sie habe keine Lust gehabt, sich jünger zu spielen, als sie war, sagt sie.

Sie heiratete, ließ sich scheiden, adoptierte zwei Söhne und verklagte Schönheitschirurgen, die behaupteten, sie habe sich operieren lassen. Sie führe auch ohne Hollywood ein interessantes Leben, sagte sie. "Es sind doch nur Filme, wir heilen keinen Krebs."

Angebote für Basic Instinct 2 gab es immer, schließlich willigte sie ein. Sie verlangte 14 Millionen Dollar Gage, und als der Produzent nicht zahlen wollte, verklagte sie ihn.

Es ist ihr Film und ihr Beweis. Sie hat sich diese Rolle erkämpft und wenn sie vor der Presse davon erzählt, hört sie sich an wie jemand, der auf sich selbst bestanden und sich damit durchgesetzt hat.

Alles klingt so stolz, richtig und wahr, dass man es sofort glauben möchte, und bis man den Film gesehen hat, kann man es auch.

© SZ vom 24.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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