Serienmord in Belgien:Momente der Angst

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Belgien erinnert sich an den Fall des Kinderschänders Marc Dutroux, der mehrere Kinder getötet hatte. Jetzt gibt es in dem kleinen Land offenbar einen neuen Serienmörder.

Ein Lehrer ist jemand, der Kindern sehr nahe kommt. Er soll ihnen etwas beibringen und die Schüler wissen, dass sie schlechte Noten bekommen oder den Anschluss an die Klasse verpassen, wenn sie nicht das tun, was er sagt. Ein Lehrer ist eine Autorität - fast wie ein Polizist oder ein Arzt. In Belgien ist nun ein Lehrer verhaftet worden. Er soll ein Serienmörder sein und mehrere Jugendliche getötet haben.

Ein 38-jähriger Lehrer und Familienvater habe den Mord an drei jungen Menschen gestanden, teilte Staatsanwalt Yvo Carmen (Bild) im belgischen Löwen mit. (Foto: Foto: AFP)

Fast sechs Jahre nach der Verurteilung des Kinderschänders Marc Dutroux ist Belgien nun schockiert über den neuen mutmaßlichen Serienmörder. Der 38-jährige Lehrer aus Loksbergen in der Provinz Limburg, ein Vater von zwei Töchtern, habe den Mord an drei jungen Leuten, darunter zwei Mädchen, bereits gestanden. Das teilte Staatsanwalt Yvo Carmen in Löwen im Landesteil Flandern mit.

Der Festgenommene soll am Neujahrstag seine 18 Jahre alte Nachbarin und ihren Freund (22) erschossen haben. Deren Leichen wurden in ihrem ausgebrannten Wagen an der Autobahn entdeckt. Bei einer Hausdurchsuchung des Tatverdächtigen fanden die Beamten drei illegale Waffen.

Bevölkerung ist schockiert

Der Lehrer habe sich von dem jungen Mann "belästigt" gefühlt und sich in jener Nacht "vergessen", erklärte sein Anwalt. Der Fall bewegte die Bevölkerung: Zur Beerdigung des Paares am Samstag kamen etwa 1200 Menschen.

Nach seiner Festnahme am Wochenende gestand der Lehrer in der Vernehmung nicht nur den Doppelmord an dem jungen Paar. im Jahr 2007 habe er bereits die 18-jährige Annick erschlagen. Das Mädchen war damals unter ungeklärten Umständen nach einer Party verschwunden. Nach belgischen Zeitungsberichten war dort auch der 38-Jährige zu Gast.

In der Nähe seines Hauses sei der letzte Anruf von Annicks Handy geortet worden. Annicks Leiche fand man sieben Tage später in einem Plastiksack in einem Kanal.

Der Anwalt von Annicks Eltern sagte dem Nachrichtensender VRT jetzt, der Täter habe als "charmant, gesellig, kameradschaftlich und liebenswürdig" gegolten, als "ein Mann, mit dem man seine Tochter gerne abends ausgehen lässt". Laut der Zeitung De Standaard war es das perfekte Verbrechen, das lange ungeklärt blieb: "Es war so perfekt, dass niemand glauben kann, dass es seine erste Tat war", schrieb die Zeitung. Nach Annicks Verschwinden war in Belgien mit vielen Plakaten nach dem Mädchen gesucht worden.

Pannen bei der belgischen Polizei

Der Lehrer wurde der Staatsanwaltschaft zufolge auch noch der Freiheitsberaubung und des Mordes an einer 18-Jährigen angeklagt.

Die Fahnder gehen nun davon aus, dass weitere ungelöste Kriminalfälle und Morde an Jugendlichen auf sein Konto gehen könnten. So rollt die Polizei den Fall eines 2006 verschwundenen jungen Mädchens wieder auf. Über das Motiv des Mannes rätselten die Beamten zunächst.

In den neunziger Jahren hatte der Kinderschänder Marc Dutroux vier Mädchen getötet. Dutroux wurde im Juni 2004 - acht Jahre nach seiner Festnahme - wegen dreifachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Fall erregte internationales Aufsehen, weil er massive Probleme der belgischen Polizei und Justiz ans Licht brachte und eine Staatskrise auslöste.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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