Senioren-Wohnanlage in Magdeburg:Rentner-Tod bleibt zwei Jahre unbemerkt

Niemand interessierte sich für ihn: Die Leiche eines Rentners hat jahrelang niemand gefunden - in einer Senioren-Wohnanlage.

Fast zwei Jahre lag die Leiche eines Rentners unbemerkt in seiner Wohnung in einer Magdeburger Senioren-Wohnanlage. Der Mann sei eines natürlichen, aber krankheitsbedingten Todes gestorben, bestätigte die Staatsanwaltschaft in Magdeburg am Freitag auf Anfrage.

Ein Postbote habe Mitarbeiter der Wohnanlage auf den überquellenden Briefkasten aufmerksam gemacht, sagte Uwe Hornburg von der Magdeburger Staatsanwaltschaft. Rettungskräfte fanden dann am 27. Juni den Leichnam des 1940 geborenen Mannes in seiner Wohnung. Er habe halb angezogen und noch mit Brille auf der Nase im Bett gelegen. Hinweise auf strafbare Handlungen gibt es laut Staatsanwaltschaft keine.

Der genaue Zeitpunkt des Todes konnte nicht mehr ermittelt werden. Letztmals lebend habe ihn eine Mitbewohnerin der Anlage im Sommer 2006 zur Fußball-WM gesehen. In der Wohnung wurden aber auch Postsendungen von Oktober 2006 gefunden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte damit einen Bericht der Magdeburger Volksstimme.

Miete regelmäßig überwiesen

Die städtische Gesellschaft Wohnen und Pflege Magdeburg, die in der Seniorenanlage 220 altersgerechte Wohnungen unterhält, vermisste den Mieter die gesamten zwei Jahre lang nicht. Die Miete wurde per Dauerauftrag regelmäßig überwiesen, von Mitbewohnern gab es keinerlei Hinweise, sagte Geschäftsführer Johannes Kamm.

Bei dem Komplex handele es sich um kein Alten- oder Pflegeheim, sondern um eine reine Wohnanlage. In Kürze werden dort die Betreuungsangebote ausgeweitet: statt bisher einer sollen sich dann drei Mitarbeiter um die Belange der älteren Bewohner kümmern. Das sei unabhängig vom jetzigen Todesfall schon vor Monaten beschlossen worden.

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