Selbstversuch "Frei haben":Feuer gefangen

Lesezeit: 2 min

Tipp 988 "Lagerfeuer machen" funktioniert. Aber wo - herrje - steht, wie man es wieder löscht?

son

Ein Lagerfeuer weckt Urinstinkte steht in "Leben!". Und so mache ich mich - ein bisschen nervös, denn wer weiß, was heute Nacht mit mir passieren wird - mit dem dicken Ratgeberbuch, einigen SZ-Exemplaren und einer Streichholzschachtel auf den Weg zur Isar, um das erste Feuer meines Lebens zu entfachen.

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Schnell habe ich einen Ort gefunden, der unbewachsen ist und an dem Steine zur Absicherung der Feuerstelle herumliegen, wie es "Leben!" vorschreibt. Große Feuer sind eindrucksvoll, aber nur mit entsprechendem Abstand. Singen und plaudern kann man deswegen an einem kleinen Lagerfeuer besser, heißt es dort weiter. Ich entscheide mich also für die kleine Ausführung. Schließlich bin ich ja auch Lagerfeuer-Anfänger und Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Los geht's, erleben Sie etwas!. Zunächst: Doppelseiten aus der Zeitung ausreißen, jede Seite für sich zerknüllen, die Papierknäuel dicht anhäufen. Eine simple Übung, denn das mache ich ständig mit misslungenen Textentwürfen.

Darüber dünne Zweige, dürres Gras oder Laub schichten. Ich schlendere also am Fluss entlang, reiße Grasbüschel aus, breche zarte Zweige vom Ufergehölz ab und erledige auch diese Aufgabe - wie ich finde mit Bravour.

Dann anzünden. Die Zeitungen brennen hell auf; doch, herrje, bereits nach einigen Minuten ist nur noch Qualm zu sehen und zu riechen. Ich bin enttäuscht. Wie konnte das passieren? Habe ich einen Fehler gemacht? Ich nehme noch einmal das Buch zur Hand und entdecke eine kurze Passage: Manchmal muss ein wenig nachgeholfen werden. Dazu kräftig pusten. Schnell knie ich mich vor den qualmenden Haufen und puste, puste, puste. Es wirkt, die Flammen kehren zurück und greifen auf die Zweige über.

Entspannt lehne ich mich zurück und lese weiter: Der Umwelt und der eigenen Gesundheit zuliebe nur Naturmaterialien verbrennen, keine Plastiktüten oder Autoreifen. Wer macht denn so etwas? Ein paar Mal lasse ich, wie empfohlen, mit einem dicken Ast die Hohlräume einstürzen, damit es dem Feuer - meinem Feuer - nicht an Nahrung fehlt. Es ist sehr schön hier and der Isar, echte Lagerfeuerromantik; doch es ist sehr spät geworden und so (hier lässt einen das Buch völlig auf sich allein gestellt) drücke ich mit einem großen Ast die Flammen aus.

Auf dem Rückweg ist es kalt und finster, ich sehe meine Hand kaum mehr vor Augen. Doch ich habe keine Angst. Denn sollte ich mich in den Wirren der Isarauen verlieren, werde ich nun, da ich weiß, wie man ein Feuer entfacht, einige Zeit lang überleben können. Mein Feuer wird mich vor der Kälte, dem unappetitlichen Verzehr von rohem Fleisch und vor wilden Tieren schützen. Ob ich es nicht ein paar Nächte lang ausprobieren sollte? Hier ist gerade so ein netter Fleck...

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: