Selbstmordversuch:Berliner WM-Beauftragter schießt sich in den Kopf

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Jürgen Kießling war der Hauptorganisator der WM-Feierlichkeiten in der Hauptstadt. Ohne ihn hätte es die Fanmeile unter dem Brandenburger Tor nie gegeben. Nach dem Finale versuchte "Mister WM", sich das Leben zu nehmen.

Die Hintergründe des Selbstmordversuchs des Fußball-WM-Beauftragten des Berliner Senats, Jürgen Kießling, liegen einen Tag nach der Tat noch immer im Dunkeln.

Für seine Kollegen war er "Mister WM" - der Berliner WM-Beauftrage Jürgen Kießling. (Foto: Foto: dpa)

Der 65-Jährige hatte sich in der Nacht zum Montag kurz nach dem Abpfiff des Finales der Fußball-WM in seinem Haus im Bezirk Reinickendorf mit einer Pistole in den Kopf geschossen und schwer verletzt.

Ein Fremdverschulden sei nach derzeitigen Ermittlungen ausgeschlossen, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Der Senatsbeamte hat zwei Abschiedsbriefe hinterlassen.

Wie die Berliner Zeitung berichtete, hatte ein Nachbar um kurz nach Mitternacht einen Schuss gehört. Ein Notarzt habe den Verletzten ins Virchow-Klinikum gebracht. Sein Zustand sei ernst.

Einem Zeitungsbericht zufolge hinterließ Kießling zwei Abschiedsbriefe - einen an seine minderjährige Tochter, die beide Schreiben auch fand. Der zweite Brief richtete sich an den Rest der Familie.

Über den Inhalt der Briefe gab die Polizei keine Auskunft. Es hieß nur vage, Kießling hätte unter anderem Probleme "im politischen Bereich" gehabt.

Der Berliner Zeitung zufolge wohnte Kießling allein mit seiner Tochter in einem Einfamilienhaus. Seine Frau war vor einigen Jahren nach einer schweren Krankheit gestorben. Ein Sohn aus erster Ehe lebt nicht in Berlin.

Maßgeblicher Initiator der Fanmeile

Kießling, der auch "Mister WM" genannt wird, gilt als maßgeblicher Initiator der Fanmeile auf der Straße des 17. Juni. Er war Sprecher der zwölf WM- Städte.

Der Beamte war am 13. Juni 65 Jahre alt geworden, sollte aber dennoch zunächst noch ein Jahr in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport arbeiten. Nach dem WM-Stress wollte er nächste Woche Urlaub machen.

Derzeit liegt Kießling mit lebensgefährlichen Verletzungen im Berliner Virchow-Klinikum. Zum Zustand des Patienten wollte das Krankenhaus nichts mitteilen. Es sei von den Angehörigen zum Stillschweigen verpflichtet worden. Die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall. Sie überprüft auch, wie Kießling an die Pistole vom Typ Walther PPK gelangen konnte, die er benutzte.

Bislang ist unklar, ob er für die Waffe vom Kaliber 7,65 Millimeter die notwendige Waffenbesitzkarte hat.

"Er hat alles gemacht"

Der Berliner Bildungssenator Klaus Böger (SPD) reagierte mit großer Bestürzung auf den Selbstmordversuch: "Jürgen Kießling genießt meine höchste Anerkennung. Für seine Arbeit als WM-Koordinator und Sportabteilungsleiter habe ich - wie auch die anderen politisch Verantwortlichen der Stadt - große Hochachtung."

Böger teilte weiter mit, er habe mit Kießling "gemeinsam viele Jahre sehr gerne, sehr intensiv und sehr erfolgreich für den Berliner Sport gearbeitet".

Auch Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte der Berliner Zeitung, er sei schockiert. Zwei Jahre habe er intensiv mit Kießling zusammengearbeitet. "Er hat alles gemacht", sagte Donnermeyer. Als Jugendlicher hatte er selbst beim Berliner Zweitligisten Wacker 04 gekickt.

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