Schwere Unwetter:Überflutungen und Blitzeinschläge

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Während die Italiener noch unter der Hitzewelle leiden und sehnlichst auf eine nasse Abkühlung warten, hieß es in der vergangenen Nacht in Deutschland "Land unter".

In Hessen berichtete die Polizei von rund 100 Einsätzen wegen voll gelaufener Keller im Raum Darmstadt. Mehrere Straßen mussten wegen Überflutung gesperrt werden. Das Notrufsystem der Polizei sei eine Stunde lang überlastet gewesen, hieß es.

Dramatische Bilder im Allgäu: Eine Unwetterfront breitet sich aus. (Foto: Foto: dpa)

Am Frankfurter Flughafen konnten zwischen 21.01 und 21.47 Uhr keine Maschinen starten. Zeitweise wurden auch Landungen verboten. Da sich das Unwetter am Abend und nicht zur Hauptverkehrszeit am Tage ereignete, mussten nur wenige Flüge ganz gestrichen werden, sagte ein Sprecher.

In Rheinland-Pfalz führten heftige Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen in Teilen des Landes zu überschwemmten Straßen und voll gelaufenen Kellern. Die Polizeistationen in Ludwigshafen und in Kaiserslautern meldeten jeweils mehrere hundert Einsätze.

Voll gelaufene Keller, überflutete Straßen

Auch in Bayern hatten die Einsatzkräfte vor allem im Landkreis Nürnberger Land mit voll gelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und Blitzeinschlägen zu kämpfen.

In Hersbruck und Schwabach gingen innerhalb weniger Stunden mehr als 400 Notrufe bei den Rettungsleitstellen ein. Der Sachschaden wird auf mehr als eine Million Euro geschätzt.

In Baden-Württemberg verursachte ein Blitzschlag in Villingen-Schwennigen einen Dachstuhlbrand in einem Einfamilienhaus. Verletzt wurde niemand. Ein weiterer Blitzschlag war die Ursache eines Brandes im Holzlager einer Mannheimer Papierfabrik.

In Duisburg herrschte nach Angaben eines nordrhein-westfälischen Polizeisprechers auf den Straßen und Autobahnen "Land unter". Es kam zu mehreren hundert Einsätzen.

"Italien stirbt vor Hitze"

Wasserknappheit, Stromengpässe, Hitzetote: In Italien leiden die Menschen noch immer unter der Hitzewelle. In Frankreich und Spanien hingegen deuteten leicht gesunkene Temperaturen am Mittwoch auf die lang ersehnte Abkühlung hin.

Rekordhitze verzeichnete allerdings die spanische Ferieninsel Mallorca. Angenehm sommerliche Temperaturen hingegen herrschten in Deutschland, wo ein Tiefdrucksystem nach den ersten heißen Tagen bis zum Wochenende für unbeständiges und kühleres Wetter sorgt.

"Italien stirbt vor Hitze", kommentierte eine italienische Zeitung am Mittwoch. Am Dienstag seien weitere zehn Menschen den Rekordtemperaturen zum Opfer gefallen, berichtete La Repubblica.

Allein in Mailand kamen fünf Menschen ums Leben, hieß es. Vor allem in Nord- und Mittelitalien zeigten die Thermometer weiterhin Werte von mehr als 35 Grad an. In den vergangenen Tagen hatte es bereits mehrere Hitzetote gegeben.

Erst für Freitag sei im Norden Italiens etwas Abkühlung in Sicht. Dann soll es dort erste Gewitter geben. Unterdessen ist der Stromverbrauch wegen des übermäßigen Einsatzes von Klimaanlagen auf Höchstwerte gestiegen. Da die Kraftwerke überfordert sind, drohen Blackouts. In Teilen von Mailand, Pavia und Bologna sei bereits am Dienstag erstmals der Strom ausgefallen.

Hitze auch auf Mallorca: Nach Angaben des Wetteramts in Madrid wurde am Mittwoch für Palma eine Höchsttemperatur von 36 Grad erwartet. Damit dürfte die Inselhauptstadt die heißeste Stadt in ganz Spanien sein.

In weiten Teilen der Iberischen Halbinsel herrschte Mitte der Woche sommerlich warmes Wetter, aber keine Hitze. In Málaga an der Costa del Sol wurde es nicht mehr als 30 Grad warm, in Madrid 29 und in der sonst so heißen südspanischen Metropole Sevilla nur 28 Grad.

In der Gegend von Cádiz in Südspanien kämpfte die Feuerwehr seit Montag vergeblich gegen einen größeren Waldbrand. Die andauernde Dürre hat in Spanien Engpässe bei der Stromversorgung zur Folge.

Auch die Franzosen können zum Ferienbeginn an diesem Wochenende mit normalen sommerlichen Temperaturen rechnen. Gewitter und Regen sollten die Temperaturen in den nächsten Tagen erstmals wieder klar unter 30 Grad drücken.

Nach den mörderischen Hundstagen im Jahr 2003 mit etwa 15.000 Hitzetoten haben sich Krankenhäuser und Notdienste aber auf eine erneut dramatische Situation vorzubereiten versucht.

Blitztote in Österreich und Bayern

Heftige Gewitter in Teilen Österreichs haben am Dienstagabend Millionenschäden in der Landwirtschaft angerichtet. In der Steiermark wurden zwei Frauen durch Blitzschlag verletzt.

Bei heftigen Gewitterstürmen wurde am Mittwoch in Parsberg in Bayern ein Mann vom Blitz erschlagen. Der 17-Jährige war unterwegs zu seiner Lehrstelle, als der Blitz vermutlich in seinen Regenschirm einschlug.

Bei Unwettern mit bis zu faustgroßen Hagelkörnern entstand hoher Sachschaden. In Deutschland können sich Landwirte und Hobbygärtner bis zum Samstag auf etwas Regen freuen. Der zu Ende gehende Juni war nach einer ersten Bilanz der Meteorologen zu heiß und zu trocken: "Der Juni verlief in Deutschland trotz der anfangs zu kühlen Wetterphase stellenweise um bis zu 2,5 Grad zu warm", sagte Martin Puchegger vom Wetterdienst Meteomedia.

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