Schreiben aus dem Vatikan:Papst: Protestanten sind keine Kirche

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Ein neues Dokument hat die Einzigartigkeit der katholischen Kirche bekräftigt. Papst Benedikt XVI. hat den Inhalt ausdrücklich genehmigt.

Der Vatikan hat den Protestanten das Recht abgesprochen, ihre Glaubensgemeinschaft als Kirche zu bezeichnen. Dies ist der Kern eines am Dienstag veröffentlichten Dokuments der Glaubenskongregation, das Papst Benedikt XVI. ausdrücklich gutgeheißen und genehmigt habe.

Wie bereits in dem umstrittenen Schreiben "Dominus Iesus" im Jahr 2000 wird die Einzigartigkeit und der Vorrang der katholischen Kirche bekräftigt.

Zur Begründung heißt es, Protestanten und andere christliche Gemeinschaften, die nicht den Papst anerkennen, könnten sich nicht auf die "apostolische Sukzession" berufen.

Damit ist die katholische Lehre gemeint, wonach sich Päpste und Bischöfe noch heute auf den Auftrag Jesu Christi an die Apostel zur Glaubensverbreitung berufen.

Keine "Kirchen im eigentlichen Sinn"

Deshalb sind sie "nicht Kirchen im eigentlichen Sinn", sondern "kirchliche Gemeinschaften, wie die Konzils- und Nachkonzilslehre bezeigt", heißt es in einem Kommentar der Glaubenskongregation zu dem Dokument. Die Verfasser räumen allerdings ein, dass "diese klaren Aussagen bei den betroffenen Gemeinschaften und auch in katholischen Kreisen Unbehagen verursacht haben".

Aber es sei "nicht ersichtlich, wie man diesen Gemeinschaften den Titel 'Kirche' zuschreiben könne", heißt es weiter. Allerdings hätten die protestantischen Gemeinschaften "zweifellos einen kirchlichen Charakter und einen daraus folgenden Heilswert".

Rückschlag für Ökumene

Das Dokument dürfte insbesondere die Bemühungen um ein ökumenisches Miteinander mit protestantischen und orthodoxen Kirchen erschweren. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, bezeichnete die Erklärung des Papstes als versäumte Chance. Die Hoffnung auf einen Wandel der Ökumene sei damit erneut in die Ferne gerückt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, räumte ein, die Stellungnahme erscheine in ihrer Knappheit und Dichte möglicherweise hart. Sie lasse aber grundlegend Raum, die anderen Kirchen nicht nur moralisch, sondern auch theologisch als Kirchen zu achten.

Kritik von Theologen

Das Vatikan-Dokument stößt auch bei Theologen in Deutschland überwiegend auf Unverständnis. In der deutschen Universitätstheologie gebe es nur wenige, "die das so sehen wie die Glaubenskongregation", sagte der Tübinger Dogmatik-Professor Peter Hünermann.

Das Papier belaste in unnötiger Weise das Verhältnis zu den Protestanten. "In der gegenwärtigen Situation halte ich das nicht für hilfreich; das kann den Grad des ökumenischen Dialogs um ein paar Grad weiter gefrieren lassen."

Laut Hünermann bekräftigt der Vatikan mit dem Papier die umstrittene Erklärung "Dominus Iesus": "Inhaltlich geht das an keiner Stelle darüber hinaus." Die differenzierten Erklärungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über das Verhältnis zu den anderen christlichen Kirchen würden erneut unterlaufen, kritisierte Hünermann.

Es werde so getan, als wenn es keinen Unterschied gebe zwischen der einen, wahren Kirche Jesu Christi und der konkreten römisch-katholischen Kirche.

"Damit werden auch keine Brücken der Verständigung zu den Orthodoxen gebaut", sagte der Ehrenpräsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie.

Wenige Tage nach dem Papstschreiben zur Aufwertung der lateinischen Messe liege damit erneut ein Dokument aus Rom vor, "das einen risikoreichen Weg beschreitet": "Ob man damit katholische Traditionalisten zurückgewinnt, da habe ich erhebliche Skepsis."

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