Schneechaos:Katastrophenalarm in Nordrhein-Westfalen

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Kein Strom, kein Durchkommen, kein Abflug: Der Wintereinbruch wurde für viele Menschen in Norddeutschland zum Alptraum. Die Stromversorgung brach zusammen, Bahn und Flugverkehr waren zeitweise völlig lahmgelegt. In Münster mussten 50 Menschen in einem Luftschutzbunker übernachten.

In den Kreisen Borken und Steinfurt wurde Katastrophenalarm ausgelöst, nachdem bis zu einem halben Meter Schnee gefallen war.

Der Verkehr brach auf den Autobahnen speziell im Münsterland zusammen, Autofahrer mussten auf der A31 bei Gronau bis zu 15 Stunden auf freie Fahrt warten.

Außerdem brach im Münsterland die Stromversorgung in vielen Gemeinden zusammen, weil Hochspannungsmasten unter der Schneelast umknickten.

Auch bei der Bahn ging oft gar nichts mehr. Der Flughafen Düsseldorf musste am Samstag wegen des Schneetreibens vier Stunden geschlossen werden.

45 Kilometer Stau

Die erste Unfall-Bilanz der Chaos-Nacht: Es krachte auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen 757 Mal. 40 Menschen wurden verletzt. Ein Mann starb bei Paderborn, als er mit seinem Auto aus ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr geriet.

Der Sachschaden der Unfälle liegt bei insgesamt 1,8 Millionen Euro, teilte das Lagezentrum im NRW- Innenministerium mit.

Auf der A 31 bei Gronau hatte sich am Samstagmorgen der bis zu 45 Kilometer lange Stau aufgelöst. Dort hatten laut Autobahnpolizei viele Menschen bis zu 15 Stunden in ihren Autos auf die Weiterfahrt warten müssen.

Mehrere Starkstromkabel waren unter der schweren Schneelast aus der Verankerung gerissen und schwebten bedrohlich knapp über der Fahrbahn. Dabei wurden sechs Wagen beschädigt. "Verletzt wurde zum Glück niemand", sagte ein Behördensprecher.

Auch das Ruhrgebiet war von den Schneefällen stark betroffen. Die Verkehrsbetriebe in Essen stellten zeitweise den Betrieb ein. "Wir haben hier fast den idealen Verkehrszustand erreicht - nämlich den Stillstand", meinte ein Polizeisprecher.

Kerzenschein und Kaminfeuer

Die Räumfahrzeuge konnten die Hilferufe von Lastwagenfahrern, die mit ihren Transportern im Nassschnee feststeckten, oftmals nicht mehr berücksichtigen.

Beim Regierungspräsidium Münster wurde ein Krisenstab eingerichtet. Problem war vor allem die teils zusammengebrochene Stromversorgung. Am Samstag wurde versucht, aus dem Raum Düsseldorf Notstromaggregate herbeizuschaffen.

Mindestens in zehn Gemeinden brach in der Nacht zum Samstag die Stromversorgung zusammen. Die Menschen saßen bei Kerzenschein vor dem Kaminfeuer. Das Krankenhaus im westmünsterländischen Vreden musste mit einem Notstromaggregat betrieben werden.

Übernachtung im Luftschutzbunker

In Coesfeld wurde ein Altenheim evakuiert. Grund für die Stromausfälle waren umgeknickte Hochspannungsmasten, die der Last von Schnee und Eis nicht standhalten konnten.

Am Hauptbahnhof Münster nächtigten rund 50 Menschen in einem Luftschutzbunker, weil weder Züge noch Taxis verkehrten und umliegende Hotels ausgebucht waren. Sie wurden von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr versorgt. Die Fernzüge hatten auch am Samstag noch durchschnittlich 1,5 Stunden Verspätung.

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